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  • Politik
  • Finanzminister Waigel hält am bisherigen Kurs fest:

Kein Neubeginn in der Treuhand

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Berlin (ND-Staude). Am bisherigen Kurs der Treuhandanstalt will Bundesfinanzminister Theo Waigel festhalten. „Wir stehen nicht vor einem Neubeginn, wir brauchen keine neue Konzeption“, stellte Waigel am Mittwoch nach einer Beratung mit dem Vorstand der Treuhand in Berlin klar.

Das Konzept sei der 8-Punkte-Katalog, der vor Ostern zwischen Bund, Treuhand und den ostdeutschen Ministerpräsidenten verabschiedet wurde, sagte der Finanzminister. Bei Fortdauer der Unruhen sieht Waigel allerdings neue Probleme auf den Osten Deutschlands zukommen: Man müsse alles daransetzen, daß nach dem Abbau mancher Investitionshindernisse „kein neues Investitionshemmnis entsteht, nämlich Konfrontation statt Kooperation.“

Die Visite Waigels am Alexanderplatz war schon länger geplant. Zusammen mit Rohwedder wollte er ursprünglich das als Konyolut vorliegende Gesamtverzeichnis aller Treuhand-Firmen vorstellen. Der Mord rückte nun die Frage

nach dem Nachfolger in den Vordergrund. Bei dem Treffen mit dem Vorstand habe es, so Waigel, „keine Diskussion um Personalentscheidungen“ gegeben. Er werde sich allerdings dafür einsetzen, daß diese Entscheidung in der nächsten Woche fällt.

Der ebenfalls anwesende Vorsitzende des Treuhand-Verwaltungsrates, Jens Odewald, stellte bei dieser Gelegenheit klar, daß er „in keiner Weise“ für die Nachfolge zur Verfügung stehe. In Regierungskreisen geht man nach Agenturmeldungen davon aus, daß ein Spitzenmanager das Amt übernimmt. Zum anderen wird nach Odewalds Absage auch Vorstandsmitglied Birgit Breuel als Kandidatin gehandelt.

Die Mörder Rohwedders wollten Angst und Lähmung erzeugen, was ihnen aber nicht gelungen sei, sagte Waigel weiter. Er forderte verstärkte Anstrengungen zur Bekämpfung des Terrorismus.

Der Finanzminister appellierte bezüglich der Urteile über die Treuhand, „manche Diktion zu überprüfen, konstruktive Kritik an die Stelle verletzender Worte“ zu setzen. Waigel selbst lieferte dafür ein schönes Beispiel, indem er die Reaktion von Hans Modrow auf den Mord an Rohwedder als „beschämend“ diffamierte.

Das Firmenverzeichnis der Treuhand konnte Odewald dann doch noch vorstellen. Es beinhalte soviel Unternehmen und Mitarbeiter wie die 25 größten börsennotierten Unternehmen der USA zusammen aufweisen, sagte der Verwaltungsratchef. Allein die gesamte Mitarbeiterzahl betrage 4 Millionen.

(Kommentar Seite 2)

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