Luftwaffe flog ihren ersten Bombenangriff

Kurze Debatte über Kriegsbeteiligung in Afghanistan

  • Gregor Putensen
  • Lesedauer: ca. 1.5 Min.

Für Norwegen wurde der 27. Januar zu einem makabren historischen Datum: Zum ersten Mal seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges eröffneten Flugzeuge der norwegischen Luftwaffe das Feuer auf gegnerische Kämpfer.

Zwei von sechs in Kirgisstan stationierten F-16-Kampfflugzeugen der norwegischen Luftwaffe attackierten gemeinsam mit US-amerikanischen B-1-Bombern im südöstlichen Afghanistan bei Spin Boldak ein Höhlengebiet, das angeblich vom Kriegsfürsten Gulbuddin Hekmatjar kontrolliert wird. Ähnlich geheimnisumwoben wie bisher der Einsatz der deutschen KSK-Truppe in Afghanistan scheint sich für die norwegische Öffentlichkeit die Rolle ihrer im Umfeld des Hindukusch seit Oktober 2002 stationierten 130 Soldaten darzustellen. Der unter Beteiligung Norwegens geflogene Bombenangriff, bei dem nach offiziellen Militärangaben 18 »Rebellen« getötet wurden, die bisher nicht zu den Taliban zählten, drohte einen Tag danach in Oslo zu einem politisch dramatischen Debattenthema zu werden. War bislang von Regierungsseite der Auftrag der norwegischen Flugzeuge höchstens mit Überwachungsaufgaben im afghanischen Luftraum umrissen worden, so erklärte Verteidigungsministerin Kristin Krohn Devold nunmehr, Bombenangriffe gehörten »zu den Aufgaben, die von der norwegischen Truppe übernommen wurden«. Die danach in allen Medien aufgeflammte Debatte über die fragwürdig gewordene Rolle Norwegens in Afghanistan und die sich daraus ergebenden Gefahren für die in Hilfsorganisationen recht zahlreich tätigen Norweger scheint aber nach nur einem Tag ihr erstaunliches Ende gefunden zu haben. Die norwegische Medienberichterstattung zur internationalen Politik konzentriert sich seitdem wieder auf Irak und Saddam Hussein - Zufall oder doch eine von militärischen Interessen beeinflusste Medienstrategie? Die Pazifisten schlafen aber nicht. Ein Friedensbündnis von mehr als 100 zivilgesellschaftlichen Organisationen ruft für den 15. Februar zu einer in Oslo anberaumten Großkundgebung gegen den drohenden Irak-Krieg auf. Neben anderen wird der Bischof von Oslo, Gunnar Stålsett, das Wort ergreifen. Vielleicht gelingt es dann, nicht nur die Stimme gegen die Kriegstreiberei der USA und einiger europäischer Vasallen zu erheben, sondern auch den kurz entflammten und plötzlich erstickten Streit über den ersten norwegischen M...

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