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Ohne Konzept

  • Klaus Kimm E
  • Lesedauer: 2 Min.

Eine Gruppe 11 jähriger Kinder bedroht mit Messern einen 60 Jahre alten Mann, schlägt ihn mit Eisenketten, nimmt ihm die Brieftasche ab. In Soder U-Bahn werden ausländische Mitbürger verprügelt. Lesben und Schwule sind täglich Ziel von Skinhead-Überfällen. In Dresden werden heute Aufmärsche von Rechtsradikalen erwartet -Schlaglichter dieser Tage.

Zahlreiche Experten verweisen darauf, daß die Schwelle zur Gewaltbereitschaft bei Jugendlichen immer niedriger wird. Nicht selten befördert durch zunehmende Frustration über sozialen Abstieg, den Verlust von Wertvorstellungen, Orientierungslosigkeit in einer ihnen oft feindlich gegenüberstehenden Umwelt.

Daß es sich dabei vor allem um ein gesellschaftliches Problem handelt, wird kaum jemand ernsthaft bezweifeln. Nur, wie geht die Gesellschaft damit um?

Unterstützt von der Ausländerbeauftragten des Senats haben unlängst Mädchen und Jungen, nach eigenem Bekenntnis Opfer wie Täter, eine Arbeitsgemeinschaft „Jugend gegen Gewalt“ gegründet. Vor allem an Schulen und in Jugendgruppen wollen sie mit ihren Altersgefährten ins Gespräch kommen, gegen die besorgniserregende „Aufrüstung“ argumentieren, helfen, handfeste Konflikte nicht handgreiflich auszutragen. Ein Jugend-Sportclub organisiert Fußballturniere „rechts“ gegen „links“ - Hilfe zur Selbsthilfe.

Und die Politiker? Von denen hört man, wenn überhaupt, außer besorgten Worten recht wenig. Im Wahlkampf wurde die CDU nicht müde zu erklären, daß sie für mehr Sicherheit sorgen werde. Jetzt, wo sie gemeinsam mit der SPD gefordert ist, scheint das vergessen. Wie sonst ist zu erklären, daß eine Konzeption gegen die Jugendgruppengewalt, die seit längerem im Innenausschuß behandelt werden sollte, mehrfach von der Tagesordnung abgesetzt wurde? Am kommenden Montag soll es nun endlich soweit sein. Aber vielleicht gibt es diese Konzeption auch gar nicht? Angesichts dessen, was vor den Amtsstuben draußen auf der Straße passiert, wäre das nicht verwunderlich.

KLAUS KIMM EL

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