Impfstoffe gegen Gebärmutterhalskrebs in Sicht

Krebserkrankungen der Frau. Heute: Gebärmuttterhalskrebs

  • Michael Lenz, Sydney
  • Lesedauer: 2 Min.
In einer ersten wissenschaftlichen Studie mit 30 Frauen in Brisbane konnte Professor Ian Frazer nachweisen, dass durch einen Impfstoff das krebsauslösende »humane Papillomavirus« (HPV) in einigen Fällen völlig beseitigt und in anderen zumindestens »signifikant reduziert« werden konnte. 14 der HPV-infizierten Frauen waren mit dem Impfstoff behandelt worden, während die Vergleichsgruppe ein Placebo bekam. »Sieben Frauen waren am Ende der Studie ohne Virus und bei den anderen sieben war die Viruslast deutlich reduziert«, sagte der Leiter des »Forschungszentrums für Immunologie und Krebs« der Universität Queensland. Die Studie habe auch ergeben, dass der Impfstoff sicher sei und keine ernsten Nebenwirkungen verursache. Jedoch müsse zunächst in weiteren Untersuchungen sichergestellt werden, dass er tatsächlich wirksam sei. Frazer ist auch der Vater eines weiteren Impfstoffes zur Vorbeugung des Gebärmutterhalskrebses. Dieser wurde im vergangenen Jahr in einem klinischen Großversuch unter gut 20000 Frauen in den USA getestet. Zwar steht die Veröffentlichung der wissenschaftlichen Auswertung dieser Studie noch aus, aber der Test soll »zu fast 100 Prozent erfolgreich« verlaufen sein. »Beide Impfstoffe zusammen können in einigen Jahrzehnten Millionen von Leben retten«, ist sich Frazer sicher. Innerhalb einer Generation könnten sie den Gebärmutterhalskrebs »ausrotten«. 250000 Frauen weltweit sterben jährlich an den Folgen des Gebärmutterhalskrebses. In Entwicklungsländern, in denen es keine flächendeckende Vorsorgeuntersuchung gibt, ist er noch die häufigste bösartige Erkrankung und tritt bei 45 von 100000 Frauen auf. In Deutschland erkranken jährlich etwa 7000 Frauen an Gebärmutterhalskrebs, der für rund 2000 Todesfälle im Jahr verantwortlich ist. Frühstadien und gar Vorstufen können durch die als »Pap-Abstrich« bekannten Vorsorgeuntersuchungen erkannt werden. Bei einer Erkrankung kommen verschiedene Behandlungsverfahren wie Operationen, Strahlen- und Chemotherapie zum Einsatz. Eine Prognose, wann die Studien abgeschlossen und im Erfolgsfall die Impfstoffe auf den Markt kommen könnten, mochte Frazer nicht abgeben. »Das wäre zum jetzigen Zeitpunkt reine Spekulation.« Es werde auf jeden Fall »noch einige Jahre« dauern. Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation WHO wird durch einen therapeutischen Impfstoff die Rate der Todesfälle durch Gebärmutterkrebs frühestens im Jahr 2045 anfangen zu fallen. Im Erfolgsfall des vorbeugenden Impfstoffes werde die Zahl der Todesfälle jedoch »viel früher« zurückgehen. Hoffnungen auf Ende der von vielen Frauen als unangenehm empfundenen »Pap-Abstriche« durch den Impfstoff versetzt Frazer einen Dämpfer. »Auch wenn der Impfstoff auf dem Markt ist, wird noch für eine Reihe von Jahren die Pap-Abstrich-Untersuchung nötig sein.« In der Juni-Ausgabe von GESUND LEBEN können Sie einen Beitrag über Brustkrebs lesen.
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