Wissen, dass jemand helfen will

Heidelberg solidarisiert sich mit Mossul in Irak

  • Anja Probe
  • Lesedauer: 2 Min.
Heidelberg pflegt Partnerschaften zu Städten, wie Cambridge oder Kumamoto und seit zwei Jahren auch zu Mossul. Nach dem Irak-Krieg soll diese Städtepartnerschaft intensiviert werden.
In Heidelberg trafen sich am Freitag Kirchenvertreter, Gewerkschafter sowie Schülersprecher, um über die weitere Ausgestaltung der Partnerschaft zu diskutieren. Heidelberg und Mossul - beides sind Universitätsstädte, doch wie fanden sie zueinander? Der Journalist Jürgen Gottschling hörte vor zwei Jahren einen Vortrag von Hans Graf von Sponeck, dem ehemaligen beigeordneten UN-Generalsekretär in Irak, und war so begeistert, dass er die Städtepartnerschaft ins Leben rief. In Mossul, der drittgrößten irakischen Stadt, 400 Kilometer nördlich von Bagdad, leben Muslime, Juden und Christen zusammen. Deshalb holte Gottschling »aus taktischen Gründen« die beiden Dekane der Evangelischen und Katholischen Kirche sowie den Landesrabbiner mit ins Boot. Das Projekt fand schnell Zustimmung und auch der DGB, die Heidelberger Friedensbewegung und Schülersprecher unterstützten die Initiative. So empfing schließlich im Juli 2001 die Heidelberger Oberbürgermeisterin, Beate Weber (SPD), einen Geschäftsträger der Irakischen Botschaft. Jedoch viel passiert ist in den letzten zwei Jahren nicht. Das gibt Joachim Guilliard vom Antikriegsforum Heidelberg zu. »Es gab Kontakte unter den Geistlichen beider Städte und einen Schüleraustausch.« Die Partnerschaft war eher symbolisch, sagt er. Während des Krieges brach der Kontakt ab. In Heidelberg waren die Beziehungen nicht jedermanns Geschmack, denn hier sind sieben Hauptquartiere der NATO und USA stationiert, unter ihnen das der US-amerikanischen Landstreitkräfte in Europa. Rund 16000 US-Soldaten, Angehörige und Angestellte der Army leben hier. Eine schwierige Situation für OB Beate Weber, wollte sie doch das freundschaftliche Verhältnis zu den USA wahren. Und doch sprach sie sich von Anfang an gegen diesen Krieg aus. Vier große Demonstrationen fanden vor dem Headquarter statt. Jetzt soll die Städtepartnerschaft intensiviert werden. Mit verschiedenen Aktionen wolle man Geld sammeln, so habe ein Kindergarten einen Flohmarkt veranstaltet, erzählt Guilliard. Kontakte zu Unicef, Ärzten vor Ort und der Kirche sollen hergestellt werden. »Für die Iraker ist es sehr wichtig zu wissen, dass es Leute gibt, die helfen wollen«, so der Friedensaktivist. Initiator Joachim Gottschling will in zwei Wochen nach Mossul reisen, um sich selbst ein Bild zu machen. Bei dem Treffen gestern in Heidelberg dabei war übrigens auch der »Stein des Anstoßes« Hans Graf von Sponek, der am Abend einen Vortrag zum Thema »Der lange Krieg gegen den Irak - ein geduldetes Verbrechen?« hielt.
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