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  • Kultur
  • KINO AKTUELL: Helmut Dziubas neue Arbeit - einer der guten Nach-Wende-Filme. Macho-Pamphlet - das amerikanische Anti-Ereignis der Saison

Entblättert wie in „Tuiti-Frutti“ Verloren zwischen allen Fronten

  • KLAUS RENKE
  • Lesedauer: 2 Min.

„Jan auf der Zille“, „Erscheinen Pflicht“, „Verbotene Liebe“ -Helmut Dziubas Arbeiten der achtziger Jahre gehören zum Besten, was die DEFA auf die Leinwand brachte. Mit sicherem Gespür für leise Töne, das Erzählen zwischen den Dialogzeilen und Bildern, machten diese Filme vor allem jungen Leuten, aber nicht nur ihnen, Mut zu einem kleinen bißchen Subversivität. Ein „kleines bißchen“, das viel war. Soviel, daß die meisten Arbeiten des Autor-Regisseurs nur mühsam die Klippen der Zensur umschifften.

Jetzt kann, muß im Kino eine deutlichere Sprache gesprochen werden. Wirklich?! Dziuba führt mit seinem ersten Nach-Wende-Film diese vielfach aufgestellte Behauptung ad absurdum. „Jana und Jan“ braucht nicht das grobkörnige Bild, lakonische Andeutungen sagen oft mehr als kunstvolle Wortkaskaden.

Die kleine Story behandelt Probleme großer Tragweite: Jana und Jan lernen sich, kurz vor dem endgültigen Abgesang der DDR, in ei-

telrollen treffen den T$>n junger Leute, die die Welt nicht mehr verstehen. Feinsinnig verknüpft Dziuba das individuelle Schicksal des jungen Paares mit dem des sich wandelnden Landes. Am Ende geraten die Liebenden zwischen alle Fronten - sie fliehen aus dem Heim und stranden in einem verlassenen Wachturm inmitten des gerade geräumten Todesstreifens. Scheffer und Guß bewahren die bewußt metaphorische Szene, die einzige des Films, die hart an der Grenze zum Überladen-Symbolischen balanciert, durch ihr ungeschminktes Spiel vor dem Abgleiten in den Kitsch. Ein tief berührender Moment!

Und ein beunruhigender zudem. Denn Dziuba liefert keine Auflösung der Geschichte, läßt den Handlungsfaden sich zwischen den Zeiten verlieren: Jana und Jan -Vertreter einer verlorenen Generation.

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