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  • Politik
  • ARGENTINIEN - GROSSBRITANNIEN: Zehn Jahre nach dem Falkland-Krieg

Der Schock der Lateinamerikaner wirkt nach

  • FRIEDRICH MANN
  • Lesedauer: 3 Min.

Am 15. Juni 1982 endete der Krieg zwischen Argentinien und Großbritannien um die Falklandinseln (Malwinen) mit einer militärischen Niederlage der argentinischen Truppen. Am 2. April hatten Fallschirmjäger des lateinamerikanischen Landes den seit rund 160 Jahren umstrittenen Archipel im Südatlantik im Handstreich besetzt. Für Wochen verfiel Argentinien in einen nationalistischen Rausch, die innenpolitische Krise des Militärregimes schien zumindest deutlich entschärft, nachdem es noch unmittelbar zuvor zu Massendemonstrationen gegen die ständige Verschlechterung der Lebensbedingungen gekommen war.

Doch die Euphorie währte nur kurze Zeit: Am 1. Mai 1982 begann Großbritannien mit politischer und militärischer Unterstützung der USA seine Offensive zur Rückeroberung der Inselgruppe. Fast tausend Gefallene, die Mehrzahl auf argentinischer Seite (die Briten geben 255 eigene Tote an), gehören zur Bilanz des Krieges, dessen Folgen noch heute spürbar sind.

Für Argentinien bedeutete die militärische Niederlage den Durchbruch zu einer neuen Demokratie: Ganze 18 Monate überdauerte das blutige Militärregime in Buenos Aires den Krieg. Der neue,

zivile Staatspräsident Raul Alfonsin konnte schließlich sogar wagen, den für den Terror während der Diktatur und für den Krieg verantwortlichen Generälen den Prozeß machen zu lassen. Mrs. Thatcher, damals britische Premierministerin, sammelte durch ihr „entschlossenes Handeln bei der Abwehr einer Aggression“ Punkte bei ihren Wählern und stabilisierte ihre politische Position über Jahre hinaus. Zum Jahrestag des Kriegsendes be-

Karte: Döring

gab sie sich denn auch - in Begleitung des damaligen Streitkräftechefs - auf die Inseln.

Die ausschließlich britischen Falkländer spüren heute eine Aufmerksamkeit des „Mutterlandes“, die ihnen und ihren Vorfahren in den rund eineinhalb Jahrhunderten zuvor nie zuteil geworden war: Auf den Inseln herrscht dank großzügiger finanzieller Hilfe aus London buchstäblich Wohlstand, zumal durch die Verpachtung der Fi-

schereirechte in den umliegenden Gewässern eine eigene bedeutende Einnahmequelle erschlossen wurde. Die Kelper, wie sich die Falkländer selbst nennen, besitzen inzwischen sogar volle Bürgerrechte, sind also den Bewohnern Großbritanniens rechtlich gleichgestellt.

Die USA, 1982 vor die Alternative gestellt, sich für die Unterstützung des NATO-Verbündeten oder des Partners in OAS und Rio-Pakt zu entscheiden, wählten den Industriestaat im Norden. Für die Mehrzahl der Staaten Lateinamerikas bedeutete dies einen Schock, der das ohnehin nicht einfache Verhältnis zu den USA weiter belastete: Die oft beschworene „hemisphärische Solidarität“ erwies sich angesichts glöbalstrategischer Interessen Washingtons als hohle Phrase. Bis heute wirkt das Mißtrauen nach, das die damalige Wahl der USA bei etlichen Lateinamerikanern geweckt hat. Allerdings haben ökonomische Zwänge viele Regierungen veranlaßt, ihre Beziehungen zu den Vereinigten Staaten „normal“ zu halten. Argentinien unter Präsident Carlos Menem spielt dabei sogar eine Vorreiterrolle: Keine anderer Staat Lateinamerikas erfüllt Washingtons politische und wirtschaftliche Wünsche so ergeben.

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