- Politik
- Z ur sache Zagreber Frauenkongreß zeigt Wirkung Aber kein
Asylfür Betroffene
Der „Internationale Frauen-Solidaritätskongreß“ in Zagreb vor knapp zwei Wochen gehört inzwischen schon zur Geschichte. Mit zwiespältigen Gefühlen wurde er damals von der Welt aufgenommen. Denn es war kaum mehr als ein Zeichen, das Organisatorinnen und Teilnehmerinnen setzen konnten. Zusätzliche politische Auseinandersetzungen - auch unter den Nichtbetroffenen - erschwerten den Frauen, sich über Parteiund Ländergrenzen hinweg für die vergewaltigten und geschändeten Bosnierinnen, Musliminnen, Kroatinnen und Serbinnen zusammenzutun.
Erst im Nachhinein zeigt sich, daß der Kongreß doch mehr war. Infolge des stärkeren öffentlichen Drucks, auch durch die Abschlußresolution der Organisatorinnen, soll in naher Zukunft zumindest ein internationaler Strafgerichtshof eingerichtet werden. Ohne die Aktion in Zagreb hätten die Frauen sicher vergeblich darauf gewartet.
Als entscheidenden Punkt sehen die Organisatorinnen allerdings den gemeinsamen Nenner an, auf den sie sich nach dem Kongreß einigen konnten, wie Christina Morgenschweis, Sprecherin im
niedersächsischen Frauenministerium, sagt. Dadurch sei es möglich, unabhängig von Parteiinteressen und Ansichten zu überlegen, wie die verschiedensten Frauengruppen jetzt zur schnellstmöglichen Öffnung der Lager beitragen können, bevor diese „aufgepeppt“ oder gar verlegt werden. Mit einem Marsch zu einem bosnischen Vergewaltigungslager in wenigen Wochen soll der internationale Druck verstärkt werden. „Für eine solche Aktion brauchen wir allerdings den Schutz von UN-Soldaten“, so Niedersachsens Frauenministerin Waltraud Schoppe. Von Au-ßenminister Kinkel (FDP) erwarten die Gruppem entscheidende Unterstützung. Auch werden sie an die Justiz-, Innen- und Außenministerien der Länder herantreten.
Aber da bleibt immer noch eine Frage: die des Asyls für geschändete Frauen. In Deutschland wird es ihnen bisher nicht gewährt. Auch erhalten ausreisewillige Betroffene immer noch kein Visum. Es werde darüber nachgedacht, wie mit diesen Problemen umgegegangen werden muß, so Christina Morgenschweis. Das niedersächsische Frauenministerium schlage deshalb als Alternative vor, die Frauen ohne Visum erst einmal einfach nur aufzunehmen. Jetzt heißt es, über das Wie und nicht mehr über das Ob zu diskutieren. Das ist ein Schritt nach vorn.
SIMONE SCHMOLLACK
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