Schlussstrich und Neuanfang in Leipzig

Schlussstrich und Neuanfang bei der deutschen Olympia-Bewerbung: Mit der fristlosen Kündigung von Mit-Geschäftsführer Dirk Thärichen (siehe Kommentar Seite 4) und den Auftrag an zwei hochkarätige Vertreter der deutschen Wirtschaft, die Führungsstruktur komplett umzugestalten, hat der Aufsichtsrat der Leipzig 2012 GmbH am Sonnabend in Düsseldorf die Weichen für eine störungsfreie Kampagne um die Olympischen Spiele 2012 gestellt. »Herr Thärichen ist mit sofortiger Wirkung abberufen. Das wurde vom Aufsichtsrat unmissverständlich bestätigt«, sagte der Präsident des NOK, Klaus Steinbach. Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) verdeutlichte, dass alle Entscheidungen in großer Einmütigkeit getroffen wurden. Er verwies im Fall Thärichen auf eine aktuelle Prüfung der arbeitsrechtlichen Rahmenbedingungen und betonte, dass es sich um »eine fristlose Kündigung« handle. Nur Geschäftsführer Mike de Vries bleibt im Amt. Die weiteren notwendigen Personalentscheidungen sollen der ehemalige Vorstandsvorsitzende der Bertelsmann AG, Thomas Middelhoff, und der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Deutschen Sporthilfe, Bernd Rauch, vorbereiten. Der 33-jährige Thärichen sieht sich nach den »Stasi«-Verstrickungen nun auch noch mit Vorwürfen von unsauberen Geschäftspraktiken konfrontiert. »Das hängt mit Unregelmäßigkeiten zusammen, die erkennbar sind«, sagte Schily. Sachsens Ministerpräsident Georg Milbradt (CDU) ordnete bereits eine Tiefenprüfung der in Liquidation befindlichen »Leipzig, Freistaat Sachsen und Partnerstädte GmbH« an, die im nationalen Wettbewerb für Leipzigs Bewerbung verantwortlich war. Sein Ziel ist es, »weitere Zahlungen zu verhindern und den Arbeitsvertrag sofort zu beenden«. Thärichen hat sich mit der Berliner Rechtsanwaltskanzlei de Maiziére & Partner einen Rechtsbeistand genommen. Sein Anwalt Udo Blümel wies Vorwürfe der Untreue zurück. Thärichen, der am Wochenende selbst nicht zu erreichen war, soll im Rahmen seiner Befugnisse gehandelt haben, indem er Rechnungen der GmbH zugeordnet hatte, wo sie auch hingehörten. Leipzigs Oberbürgermeister Wolfgang Tiefensee (SPD), der Thärichen anfangs demonstrativ den Rücken gestärkt hatte, war auf Grund der ans Licht gekommenen Fakten schwer angeschlagen. »Ich kann nicht verhehlen, dass ich bitter enttäuscht bin. Solch eine persönliche Enttäuschung habe ich in meiner politischen Laufbahn noch nicht erlebt«, sagte Tiefensee, der selbst mächtig in die Schusslinie geraten ist. Parteikollege Schily gab ihm Rückendeckung: »Eine Fokussierung auf Herrn Tiefensee halte ich nicht für fair.« Auch wenn Tiefensee nicht müde wird, den Schulterschluss mit Milbradt für die gemeinsame olympische Herausforderung zu betonen, lassen sich gewisse Strömungen im sächsischen Landtagswahlkampf nicht verdecken. DSB-Präsident Manfred von Richthofen forderte bereits im Vorfeld der vierstündigen Sitzung, dass die Suche nach einer Geschäftsführung nicht politisch motiviert sein sollte. Die Ära »Spiele mit uns« ist nicht zuletzt wegen der Präsentation des neuen Logos mit dem Slogan »Feuer und Flamme« beendet. Die niederländische Firma »Total Identity« hat mit dem Logo, das bereits der damalige Mitbewerber Hamburg verwendete, den internationalen Wettbewerb um das neue Erscheinungsbild der Leipziger Bewerbung um die Olympischen Spiele 2012 gewonnen. Eine farbenfrohe Flamme auf blauem Hintergrund mit dem Schriftzug Leipzig 2012 soll nun auch auf internationaler Bühne brennen. Für das Logo liegt bereits die Freigabe durch das IOC vor. Die markenrechtliche Prüfung ist ebenfalls abgeschlossen. Am 29. Oktober wird das neue Produkt auf dem Leipziger Hauptbahnhof der Öffentlichkeit vorgestellt. NOK-Präsident Steinbach schwor am Ende der Tagung die Verantwortlichen erneut auf eine gemeinsame Linie ein und verwies auf die »Riesenchance der qualitativ hohen Bewerbung«. Bis zur nächsten Aufsichtsratssitzung am 19. November erwartet er von Architekt Rauch und Middelhoff eine Analyse von weiteren Schwachstellen und einen ersten Zwischenbericht hi...