KSK - die Schweige-Elite ist wieder daheim

Neue Besorgnis über Bundeswehreinsatz in Kundus - in dieser Woche entscheidet das Parlament

Fast zwei Jahre waren sie in Afghanistan. Was sie dort taten, wissen nicht einmal ihre Familienangehörigen. Nun sollen die KSK-Soldaten wieder in ihre deutschen Garnisonen eingerückt sein. Dafür gibt es Streit um den geplanten Kundus-Einsatz der Bundeswehr.

Die deutsche Elitetruppe Kommando Spezialkräfte (KSK) ist aus Afghanistan wieder nach Deutschland zurückgekehrt. Klammheimlich wie es die Art dieser Truppe ist, endet ihr Beitrag zur angeblichen Terroristenjagd, zu der sie unter US-Kommando im Rahmen von »Enduring Freedom« angetreten waren. Das Verteidigungsministerium verweigert jegliche Aussage darüber, welche Kampfaufträge die Truppe ausgeführt hat. Zuletzt, so heißt es, hätte man sie nur noch zur Aufklärung nordöstlich von Kabul eingesetzt. Doch die könnten auch ganz normale Soldaten leisten. Und so bohrten deutsche Militärs immer wieder bei den US-Kollegen, man möge diese Aufgabe der arg strapazierten Truppe gestatten. Das Kommando Spezialkräfte, das demnächst auf 1000 Mann aufgestockt werden soll, verfügt derzeit nur über 450 Soldaten, die zudem auch noch mögliche Einsätze zur Befreiung der Sahara-Geiseln sicherstellen mussten. Ohnehin war dem Struck-Ministerium nie ganz wohl beim KSK-Einsatz unter US-Kommando. Mit gutem Grund, denn die deutschen Kommandeure hatten so gut wie keinen Einfluss auf das, was von den Elite-Kämpfern verlangt wurde - und die Politiker in Berlin noch weniger. So hoffte man inständig, dass die KSK-Soldaten keine Al-Qaida-Gefangenen machen, die dann - an die USA ausgeliefert - mit der Todesstrafe bedroht wären. Das wäre ein Bruch deutscher Gesetzlichkeit gewesen. Während der eine Einsatz in Afghanistan endet, bereitet man im für Auslandseinsätze zuständigen Stab bei Potsdam den nächsten vor. In Kundus will die Bundesregierung - nachdem sie ein entsprechendes UN-Mandat erhalten hat - bis zu 450 deutsche Soldaten stationieren. Es gilt als sicher, dass der Bundestag diesem Plan am Freitag zustimmt. Weniger Zustimmung gibt es jedoch offenbar bei einigen maßgeblichen Kommandeuren. So meldete der Kommandeur Luftbewegliche Operationen in Veitshöchheim, Generalmajor Dieter Budde, dass er nicht genügend mittelschwere Transporthubschrauber des Typs CH-53-GS habe. Nur zwanzig der rund 100 CH-53-Maschinen seien entsprechend hergerichtet. Vor Monaten hatte der Absturz einer CH-53 bei Kabul deutlich gemacht, dass die hier zu Lande tauglichen Maschinen den harten Bedingungen in Afghanistan nicht gewachsen sind. Vor allem müssen neue Triebwerke eingebaut werden, doch die Kosten sind so hoch, dass dieses Projekt zeitlich gestreckt werden musste. Wie aber will man ohne diese Helikopter die kleinen »Wiesel«-Panzer der Luftlandetruppen transportieren? Auch wenn Verteidigungsminister Peter Struck(SPD) meint, die Situation in und um Kundus sei »friedlich«, will man auf diese Art »Show-Force« lieber nicht verzichten. Zumal man in der Gegend gerade erst, mit mehrmonatiger Verzögerung, mit der Entwaffnung der örtlichen Milizen beginnt. Es handelt sich um ein Pilot-Projekt und niemand weiß, ob die regionalen Warlords, deren Reichtum vor allem aus dem Opiumanbau und Schmuggel resultiert, sich an die Vereinbarungen halten werden. Was passiert, wenn deutsche Soldaten an ein Opium-Labor geraten oder Schmugglern im Wege stehen? Wegschauen könnte als Unterstützung ausgelegt werden, Beschlagnahme wäre ein tödliches Risiko. Wichtigster Mann in der Region - sie hat die Größe von Bayern und Hessen - ist General Mohammad Daud, der nach eigenen Angaben über 30000 Kämpfer gebietet. Im Moment scheint er loyal zur Kabuler Regierung von Präsident Hamid Karsai zu stehen, doch das kann sich - so die Erfahrung - gerade bei ihm schnell ändern. Eigentlich hatte es geheißen, man stationiere deutsche Soldaten in Kundus, um ein »Provincial Reconstruction Team« zu sichern. Das Entwicklungsministerium will 50 zivile Helfer einsetzen. Doch für die brauche man keinen »militärischen Begleitschutz«, sagt Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD). Sie weiß, dass die Wiederaufbauhelfer, die seit Jahren in der Region arbe...

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