Das Bundeskanzleramt übt sich in Scheinheiligkeit

  • Dr. WOLFGANG SPICKERMANN
  • Lesedauer: ca. 3.5 Min.

Ende Mai schrieb ND-Leser Werner D. aus Magdeburg einen Brief an den Bundeskanzler. Anlaß war dessen schöne Rede über Pressefreiheit, die es zu verteidigen gilt. So gesprochen auf der Jahrestagung des Verbandes internationaler Zeitungsverleger. Just in diese weihevolle Stimmung platzte die Nachricht von der Treuhandklage gegen „Neues Deutschland“. Also schrieb Werner D. dem Kanzler, um ihm mitzuteilen, daß er nur 12 Stunden lang von dessen rhetorischer Übung beeindruckt gewesen sei, „denn dann wurde mir beim Lesen klar, daß das nur leere Worte sind oder die Ihnen und Ihrer Regierung Verantwortlichen der Treuhandanstalt sich an solche Grundsätze nicht halten.“

Die Antwort kam prompt. Aus dem Bundeskanzleramt, aus der Feder eines promovierten höheren Angestellten, der zunächst artig „im Auftrag des Bundeskanzlers“ für die Briefzusendung dankte. Das Schreiben, richtig betont und laut vorgelesen, kann ei...


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