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  • Brandenburg
  • Zaubertheater Igor Jedlin feiert mit Stück „Neue Wunder“ 15jähriges Bestehen

Ehefrau Brigitte wird mal wieder zersägt

  • Lesedauer: 3 Min.

Igor Jedlin gilt als Berlins bekanntester Zaubermeister. Doch was wäre er ohne seine ständigen „Kollegen“, die beiden weißen Tauben Nina und Sascha? Foto: Robert Grahn

Im August 1978 eröffnete der Zaubermeister Igor Jedlin das einzige ständige Zaubertheater Europas - mitten auf dem damals noch mit Recht als internationale Flaniermeile geltenden ' Kudamm. Vor drei Jahren,zog das „Zaubertheater Igor Jedlin“ in eine ehema-.lige Autowerkstatt in der Nähe des Lehniner Platzes; das Jubiläumsprogramm zum 15jährigen Bestehen der Zauberstätte verspricht „Neue Wunder“ am Stück.

Wenn der Vorhang in dem kleinen, aber edel wirkenden Theater mit seinen knapp hundert Plätzen noch geschlossen ist, gurren Tauben zu Richard Strauß' „Zarathustra“-Fanfaren. Schließlich geben die roten Sammetmassen den Blick frei auf die gerade mal 15 Quadratmeter große Bühne, wo der Meister, standesgemäß in Smoking und mit bunter Fliege, mit rollendem R sein Publikum begrüßt. Glitzernde Tischchen, Kästen, glamourbestäubte Utensilien umgeben ihn. Um in einer klassischen Zaubertheater-Stimmung zu schwelgen, reicht schon ein Blick in die schelmischen Augen des Bühnenkünstlers,

„Das Leben diktiert die Tricks“, sagt Igor Jedlin, und so macht er eine Anspielung auf die Hütchenspieler in seiner Moderation. Schließlich sind sie fast so etwas wie Konkurrenten für den Zauberer, dessen Spezialitäten das Verschwindenlassen, Umwandeln und Herbeizaubern von Würfeln, Karten und Tieren sind. Letztere, der Hase Boris und die Tauben Nina und Sascha, bezeichnet er als „Kollegen von uns“. Und „uns“, das sind er und seine Ehefrau Brigitte,

die ihm, seit sie sich auf einer Kreuzfahrt kennenlernten, assistiert und sich vorgeblich zersägen, zerteilen und wegzaubern läßt.

Manchmal erklärt Igor den einen oder anderen Trick, aber das Ergebnis ist dann doch wieder ein anderes. Sollte der Zauber wirklich einmal faul sein und das Taubenpaar erst im zweiten Anlauf verschwinr den, wird auch das spielerisch zum Teil des Ablaufs. Der Grad der Undurchschaubarkeit steigt mit jedem Trick setzt Igor zunächst noch auf die Vergeßlichkeit seiner Zuschauer, verblüfft er nach wenigen Minuten auch die mißtrauischsten unter ihnen. Die Beteiligung des Publikums und der Dialog mit dem Parkett sind dem Herrscher des familiären Zaubertheaters wichtig.

Seit er im Alter von vier Jahren zum ersten Mal in einem Zirkus war, ließ ihn die Faszination der Manege nicht mehr los. Nach vier Jahren Ausbildung wiederum wurde er in das Ensemble des Moskauer Staatszirkus aufgenommen, mit dem er in 72 Ländern gastierte. Bei einem Gastspiel in Westberlin setzte er sich ab - der Wunsch, sich selbständig zu machen, brachte ihn dazu. Damit ließ er ein Stück seines Lebens hinter sich, das nur die Leidenschaft zur Bühnen-Magie wieder ersetzen konnte. Seine kosmopolitische Einstellung half ihm, seine Karriere in die eigenen Magierhände zu nehmen: „Als Künstler bin ich international“, schmunzelt Igor.

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