Stilles Begräbnis

Treuhand-Nachfolgerin abgewickelt

Die Nachricht von der Schließung der Bundesanstalt für vereinigungsbedingte Sonderaufgaben (BvS) wird im Osten Deutschlands kaum Emotionen erregen. Im politischen Alltag der letzten Jahre hat die Behörde keine nennenswerte Rolle mehr gespielt. Bei ihrer Vorgängerin, der Treuhandanstalt, war das anders. In den stürmischen Jahren nach dem Beitritt der DDR war sie die wohl meist gehasste Einrichtung zwischen Rostock und Suhl. Die Aufgabe der Treuhand war die Privatisierung der ehemaligen Staatsunternehmen. Wenn sie zügig erfolgte, so der Glaube, würde der Aufholprozess des Ostens auf einen guten Weg gebracht. In der Hoffnung auf eine schnelle Modernisierung ließen es die »Ossis« trotz geballter Faust meist geschehen. Offener Widerstand, wie durch die hungerstreikenden Kali-Kumpel von Bischofferode, blieb die Ausnahme. Und so konnte unter der angeblich treuen Hand mancher Deal gemacht werden, mit dem das Entstehen unliebsamer Konkurrenz im Keim erstickt wurde. Dabei fielen auch noch honorige Sümmchen für die Gilden der Wirtschaftsberater und Rechtsanwälte ab. Ein Persilschein, extra ausgestellt von Finanzminister Waigel, schützte sie vor strafrechtlicher Verfolgung im Falle vorsätzlicher Fehlentscheidungen. Als schließlich 1995 aus der ungeliebten Treuhandanstalt die biedere BvS wurde, waren 90 Prozent des einstigen DDR-Staatsvermögens in westdeutscher Hand. Jetzt wird die weltgrößte Abwicklungsbehörde selbst abgewickelt. Das Begräbnis erfolgt im Stillen, weil offenbar kaum jemand an die Zeit...

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