Rauchfangswerder will Ortsteil werden

Südöstlichster Zipfel von Berlin fühlt sich vergessen

  • Wolfgang Carst
  • Lesedauer: ca. 1.5 Min.
Wer die Berliner Landkarte genauer betrachtet, wird ganz rechts unten einen Zipfel entdecken, der wie ein schmaler Finger in das brandenburgische Umland ragt. Im äußersten Südosten befindet sich die 300-Seelen-Gemeinde Rauchfangswerder. Der idyllisch am Ufer der Dahme und am Zugang zum Krossinsee wie auf einer Halbinsel gelegene Ort möchte seinen Dornröschenschlaf beenden und wieder eine größere Rolle spielen. Das ist erklärtes Ziel Manfred Mäders vom Förderverein der Freiwilligen Feuerwehr. Der ehrenamtliche Ortschronist hat schon konkrete Vorstellungen. Dazu gehört zum Beispiel das Aufstellen eines eigenen Ortsschildes am Dorfeingang. Rauchfangswerder sollte wieder als eigener Ortsteil Köpenicks verwaltet werden und so kommunalpolitisch an Kontur gewinnen. Zurzeit gehört der kleine Weiler zum Treptow-Köpenicker Ortsteil Schmöckwitz. Diese Zuordnung hat eine wechselvolle Geschichte. Die Kolonie Rauchfangswerder war als Ausgründung des Dorfes Schmöckwitz entstanden, das schon im Landbuch Kaiser Karl IV. von 1378 erwähnt wird. In späteren Jahrhunderten wurde der »Werder«, wie man die Kolonie kurz nannte, der Gemeinde Zeuthen (heute Brandenburg) zugeschlagen. Köpenicker und damit Berliner wurden die Einwohner von Rauchfangswerder erst 1920. Ihr Ort liegt, wie Schmöckwitz, auf uraltem kulturhistorischen Grund. Erste Besiedlungsspuren stammen aus der mittleren Steinzeit. Im 7. und 8. Jahrhundert ließen sich slawische Fischer in der wald- und wasserreichen Gegend nieder und gründeten das Rundlingsdorf »Smekewitz«, aus dem später Schmöckwitz wurde. Mit dem Bau der »Schmöckwitz-Grünauer Uferbahn« im Jahre 1912 begann die verkehrliche Erschließung des Gebietes und für Rauchfangswerder die Entwicklung zu einem beliebten Ausflugsziel der Berliner. Mit der Elektrischen konnte man auf einer der landschaftlich schönsten Berliner Strecken bis nach Alt-Schmöckwitz fahren (heute mit der 68 ab S-Bahnhof Köpenick). Hinter der Schmöckwitzer Brücke beginnt ein Waldwanderweg, der nach Rauchfangswerder führt. Zu DDR-Zeiten, erinnert sich Ortschronist Mäder, feierten dort die Berliner im Restaurant »Waldhaus« fröhliche Feste. Heute steht das Gebäude leer und verfällt. Für erholungssuchende Großstädter und als ruhiger Wohnort in der Natur ...

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