Schwarzer Markt für Blut

Neues Gesetz für Spenden öffnet Betrug Tür und Tor

  • Peter Botschukow, Sofia
  • Lesedauer: ca. 1.5 Min.
Vor dem Eingang des Blutspendezentrums in Sofia kommen einige Roma höflich lächelnd besorgt blickenden Menschen entgegen. Mit diesem Bild beginnt eine Fernsehreportage, die der Kanal 1 des bulgarischen Fernsehen sendete. Anlass war die Verabschiedung eines neuen Gesetzes für Blutspenden. Die Kamera verweilt bei einer jungen Frau, die bei der Gruppe von »Händlern« stehen bleibt. Sie erklärt, dass ihrer Mutter eine Operation bevorsteht, für die Blut notwendig sein wird. Das Feilschen beginnt. Die »professionellen Blutspender« und die Frau werden sich bei je 70 Lewa (35 Euro) pro Blutspende einig. Bald besitzt sie die notwendige Bescheinigung über »gespendetes« Blut, die sie im Krankenhaus vorzeigen kann. Der folgende Kommentar klärt den Zuschauer auf: In Bulgarien herrscht ein chronischer Mangel an Blut und Blutprodukten für die Krankenhäuser und andere medizinische Einrichtungen. Und die Anzahl der unentgeltlichen Blutspender ist während der letzten zehn Jahre drastisch gesunken. Dafür gibt es viele Gründe. Laut einer Umfrage fürchten sich 61 Prozent der Bulgaren vor Ansteckungen, 44 Prozent empfinden Furcht vor der Prozedur selbst, und 27 Prozent meinen, dass die Aufwandsentschädigung unzureichend ist. Zur Zeit besteht der Hauptteil der Blutspender aus Verwandten von Kranken, denen geplante Operationen bevorstehen. Sie bringen jedoch weniger als die Hälfte des Blutes, dass für die Krankenhäuser benötigt wird. Aus diesem Grund wächst der Schwarzmarkt. Das Gesetz für die Blutspender, dass vorige Woche verabschiedet wurde, verbietet im Prinzip diesen unehrenhaften Handel. Die Geldstrafen für die Blutgeschäfte betragen von 500 Euro - für den ersten Verstoß - bis 5000 Euro für dem zweiten. Gleichzeitig lässt ein spezieller Text im neuen Gesetz ein »Türchen offen« - er gestattet die Bezahlung bei seltenen Blutgruppen, deren Spenden zur Produktion von Impfstoffen und Seren, für wissenschaftliche Forschungen oder für Notfälle notwenig sind. So wird das Verbot sinnlos, und vor den Bluttransfusionszentren kommen weiterhin die Bluthändler den besorgten Verwandten von K...

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