87. Protestmarsch gegen Bombodrom

Bürgerinitiative »FREIe HEIDe« ruft zu Neujahrsspaziergang/Kritik an Landesregierung

  • Christine Schettinger
  • Lesedauer: ca. 1.5 Min.
Am ersten Januar wird in dem Ort Schweinrich bestimmt keine Katerstimmung aufkommen. Denn hier beginnt am Neujahrstag der 87. Protestmarsch gegen das Bombodrom in der Kyritz-Ruppiner Heide. Eingeladen hat die Brandenburger Bürgerinitiative »FREIe HEIDe«. »Wir erwarten 500 bis 1000 Menschen«, kündigte Helmut Schönberg, Chef von »FREIe HEIDe« und ehemaliger Bürgermeister von Schweinrich, an. Sein Heimatort ist einer der 14 Kläger, die im Juli den Genehmigungsbescheid für die Inbetriebnahme des Bombodroms angefochten hatten und einen vorläufigen Aufschub erreichen konnten. Die seit 1992 aktive Bürgerinitiative erhielt im Dezember für ihr Engagement gegen Militarisierung, Krieg und Rüstungsinteressen von der Liga für Menschenrechte die Carl-von-Ossietzky-Medaille. Mit Fantasie und Mut zu zivilem Ungehorsam wehrt sich die Bürgerinitiative, die derzeit etwa 1000 Mitglieder zählt, gegen die Pläne der Bundeswehr, den ehemaligen Übungsplatz für Bombenabwürfe und Artillerieübungen von Bundeswehr und Nato zu nutzen. Auf dem etwa 14000 Hektar großen Areal zwischen Wittstock und Neuruppin sollen nach dem Willen von Verteidigungsminister Peter Struck (SPD) bis zu 1700 Bombeneinsätze im Jahr geflogen werden. Unterstützung erhält die »FREIe HEIDe« vor allem von anderen regionalen Gruppen. So hat sich im September die Unternehmerinitiative »Pro Heide« gegründet, zu der mittlerweile mehr als 500 Einzelunternehmen gehören. »Wir rennen überall offene Türen ein«, berichtet Dr. Wilhelm Schäkel, Chef von »Pro Heide«. Das Bombodrom würde in der Tourismusbranche und der Landwirtschaft Brandenburgs und Mecklenburg-Vorpommerns gewaltigen Schaden anrichten. Allein im Gebiet Ostprignitz-Ruppin seien 1000 Arbeitsplätze gefährdet, weitere 2000 in Mecklenburg-Vorpommern. Fast 150 Millionen Euro Investitionen lägen derzeit auf Eis, schätzt Schäkel. Die Unternehmer von »Pro Heide« setzen lieber auf Naturschutz, nachhaltigen umweltverträglichen Tourismus und sanfte Landwirtschaft statt auf Militär. Mit ihren Argumenten können sie auch die immer noch skeptischen Wittstocker mehr und mehr überzeugen, die bislang darauf gehofft hatten, dass die Bundeswehr ihrer Region zusätzliche Arbeitsplätze bescheren werde. Schäkel, der selbst einen Tourismusbetrieb betreibt, vermutet hinter den Kulissen einen Deal der Brandenburger Landesregierung mit der Bundeswehr. »Wir Unternehmer fühlen uns von der Landesregierung allein gelassen«, beklagt er. Zumindest sollte die Landesregierung sich an der Erstellung von Wirtschaftsgutachten beteiligen, die alle Faktoren untersuchen und die eine...

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