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  • Kultur
  • Dem Bildhauer Eberhard Bachmann zum 70.

Gesichter in der Großstadt

  • Lesedauer: 2 Min.

„Sich Sonnender“ (1977, Zement)

Eine Vernissage steht ins Haus - in der Berliner Galerie 100, Konrad-Wolf-Straße 100. Pünktlich zum 70. Geburtstag von Eberhard Bachmann wird am 17. Februar seine Ausstellung eröffnet, zugleich die 50. seit Bestehen der Galerie im Spätherbst '87 Da waren den Besuchern ebehfalls Werke des Bildhauers versprochen, der aber stellte zur Überraschung von Freunden und Kennern außer den erwarteten Plastiken erstmals einige Gouachen aus. Hatte also zu Pinsel und Wasserfarbe gegriffen und Porträts geschaffen. Spätes Bekenntnis zu einer alten Liebe. Der Malerei. Diesmal präsentiert der Künstler außer seinen Gouachen nur einige Plastiken.

Ein paar Stilleben, Landschaften und eine Vielzahl Porträts bevölkern inzwischen Bachmanns Atelier. Seine Modelle sind im besten Sinne Straßenbekanntschaften. Leute aus Hohenschönhausen, wie die Musiklehrerin und die Apothekerin, ein afrikanisches Geschwisterpaar, eine zartgliedrige Vietnamesin und „Annett im Abendkleid“, der man ansieht, wie sie sich im geliehenen noblen Fummel deplaziert fühlt. Jedes dieser Bilder offenbart Befinden und Wesensart der Porträtierten.

Vielen dürfte der Künstler als Schöpfer der Mädchenpla-

stik am Weißen See, der Hockenden am Obersee, der Büste des Theatermannes Otto Brahm vorm Deutschen Theater vertraut sein. Eberhard Bachmann ist seit 1949 in Berlin ansässig. Als Sohn eines Schlossers in Meißen geboren und behende mit dem Zeichenstift, landete der Junge folgerichtig in der berühmten Porzellanmanufaktur: nach obligater einjähriger Zeichenschule Lehre mit Gesellenprüfung als Modelleur - und er

hätte doch viel lieber gemalt. Der Krieg machte alle Hoffnungen zunichte, schlimmer, eine Handgranate zerriß dem 19jährigen die rechte Hand. So kehrte er 1944 zurück nach Meißen und „malte wie wild, um die zwei geretteten Finger zu trainieren“.

Nach Kriegsende bot sich die Chance zu künstlerischer Arbeit. Unter dem Patronat von Rudolf Bergander - „auch ein richtiger Meißener“ schuf er seine ersten Plastiken, studierte schließlich an der Dresdner Kunsthochschule bei dem verehrten Lehrer, Professor Bergander, Bildhauerei. Sein Diplom erwarb Kunststudent Bachmann 1953 in der Weißenseer Hochschule bei Professor Heinrich Drake, arbeitete danach freischaffend, ehe er 1961 an die Hochschule zurückkehrte. Nun als Lehrer, später Professor, für plastisch-räumliche Grundlagen. Eine Aufgabe, der er sich mit großem Respekt und Einsatz widmete, die er auch für sich als Lehrjahre betrachtete und nutzte. Unter anderem Ermutigung für Professor Bachmann, noch einmal ganz neu anzufangen. Zu malen.

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