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  • Sport
  • Am Ilmenauer Gabelbach soll der Motorsport wieder aufleben

Es roch nach OL Leder und Gummi

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Nur wenige, die heute Ilmenau mit ihrem Pkw verlassen und zu den historischen Stätten am Kickelhahn und am Gabelbach unterwegs sind, wissen, daß sie über die berühmte Gabelbach-Rennstrecke fahren. Mitten in der Pionierzeit des Automobils wurde hier 1913 das erste Bergrennen gefahren.

Die anspruchsvolle Naturstrecke und namhafte Fahrer aus aller Welt zogen alljährlich Tausende Anhänger des Rennsports nach Ilmenau, das in den 20er und 30er Jahren dadurch in ganz Europa bekannt wurde. Dafür stehen Namen wie Rudolf Caracciola, Manfred von Brauchitsch, Huldreich Heusser, aber auch Thüringer wie Arthur Gottschall, Carl Götze und der unvergessene Paul Greifzu. 1934 wurde hier das letzte Bergrennen veranstaltet. Die unbefestigten Straßen genügten den internationalen Sicherheitsbestimmungen nicht mehr.

Wolfgang Wöhner aus Ilmenau, einst selbst ein bekannter DDR-Rennfahrer,

und sein Förderverein wollen jedoch dem Gabelbach-Bergrennen wieder zu dem Stellenwert verhelfen, den es einmal hatte. Ein Achtungszeichen in dem von Arbeitslosigkeit am stärksten betroffenen Südthüringer Landkreis soll gesetzt werden.

Nach dem ersten Versuch einer Oldtimer-Zeitfahrt 1993, bei der 8 000 Besucher kamen, gab es am letzten Wochenende eine internationale Bergprüfungsfahrt für Automobile und Motorräder mit 150 Teilnehmern aus vier Ländern in fünf Klassen. Es roch wieder nach Öl, Leder und Gummi am Gabelbach. Unvergleichliche Atmosphäre, wenn Motorsportfreaks unter sich sind.

Vom 1926er Oldie bis zu modernen Konstruktionen waren die schönsten und schnittigsten Modelle zu sehen. Modelle, die von Rennfahrern, Bastlern und Tüftlern oft in mühevoller Kleinarbeit selbst restauriert werden. Ilmenau - das ist der Treffpunkt der Enthusiasten, nicht der Geldleute.

Da war Norbert Haupt mit dem Melkus RG-1 000, von dem noch drei existieren, und probierte, ob der Umbau seines Fahrwerkes auch gelungen ist. Da waren Sylvia und Andreas Winter aus Dresden mit ihren AWOs von 1957, den Werksrennmaschinen aus Suhl. Mit der einen hat Helmut Weber 1959 in Schleiz die ganze westdeutsche Konkurenz hinter sich gelassen. Die einst schnellste Frau der DDR, Helga Heinrich, startete mit einer Honda Clubman. Günter Sehrer, der als 18jähriger mit seinem Motorrad 1933 auf dem Gabelbach den zweiten Platz belegte, war nun als 79jähriger mit seiner Moto-Parilla von 1953 dabei.

Natürlich kann diese Bergprüfungsfahrt rein sportlich gesehen nicht an die historischen Rennen anknüpfen, aber sie kann die Geschichte der legendären Bergrennstrecke darstellen und, das bewies die Veranstaltung, das Interesse Tausender für nichtkommerziell betriebenen Motorsport befriedigen.

HEIDI HASSE

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