Schlechtes Wohnumfeld macht Menschen krank

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Der Gehweg ist uneben, der handtuchgroße Fleck Erde unter einem Baum wurde als Hundeklo missbraucht. Wer die Straße überqueren möchte, muss sich zwischen dichtgeparkten Autos durchzwängen, eine Ampel gibt es nicht. Auch auf der anderen Straßenseite nur von Graffitis und Plakaten zugekleisterte Häuser, endlich ein Spielplatz - leider demoliert. Erste Studien zum Einfluss des Wohnumfelds auf die Gesundheit zeigen, dass derartige Verhältnisse krank machen können. Und da etwa 80 Prozent der europäischen Bevölkerung in Städten wohnt, betreffen diese Ergebnisse zahlreiche Menschen. Sie leiden nicht nur unter den gesundheitsschädigenden Einflüssen von Lärm, Luft- und Lichtverschmutzung sowie elektromagnetischen Wechselfeldern, sondern auch unter zahlreichen Langzeitstressfaktoren. Die Anonymität in vielen Wohnblocks, Nachbarschaftsstreit, mangelnde Verkehrssicherheit und Angst vor Kriminalität sind psychische Belastungen, die gesundheitliche Folgen nach sich ziehen können. Einen direkten Zusammenhang zwischen Wohnumfeld und Gesundheit stellt eine Studie der WHO her. Sie besagt, dass das Vorhandensein von Grün- und Sportflächen in der Nachbarschaft unmittelbare Auswirkungen auf die Häufigkeit von Fettleibigkeit bei Kindern hat. Je weiter die nächste Spielfläche entfernt war, umso häufiger wurde bei Kindern Übergewicht festgestellt. Ein anderes Problem ist die erhöhte Suchtgefahr in sozialen Brennpunkten mit hoher Jugendarbeitslosigkeit. Das Gefühl überflüssig zu sein, führt bei vielen Jugendlichen zur Abhängigkeit von Nikotin, Alkohol oder Drogen. Die WHO stellt fest, dass Gesellschaften, in denen ihren Bürgern eine nützliche Rolle im sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Leben ermöglicht wird, gesünder sind, als solche, in denen Menschen von diesen Bereichen ausgeschlossen werden. Auf dieser Feststellung basieren auch die fünf deutschen Modellprojekte des Aktionsprogramms Umwelt und Gesundheit (APUG). Eines dieser Modellprojekte ist das Stadtteil-Netz am Boxhagener Platz in Berlin, das in diesen Tagen seine Arbeit aufnimmt. Seine Schwerpunkte liegen in den Bereichen Kinder, Umwelt und Gesundheit. Stefan Purwin, Koordinator des Stadtteilnetzes unterstreicht, dass man zusammen mit anderen lokalen Organisationen eine Verbesserung der Gesundheits- und Umweltsituation im Gebiet erreichen will. So ist geplant, dass Kinder und Jugendliche als »Kiezdetektive« Missstände aufdecken, die dann mit Organisationen, Behörden und Anwohnern behoben werden sollen. Dadurch könnte ein Wohnumfeld entstehen, mit dem sich seine Bewohner identifizieren, das ihre Gesundheit nicht schädigt und im Idealfall präventiv wirkt. Heike Nicolaisen

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