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Testgelände Woomera wiederbelebt

Australische Regierung genehmigt Landung deutscher Weltraumkapseln in der Wüste

  • Lesedauer: 3 Min.

In Woomera, dem seit 1976 „eingemotteten“ Raketenversuchsgebiet in Südaustralien, regt sich wieder Leben. Bald werden dort deutsche Techniker einziehen, um die in der Wüste niedergehenden Weltraumkapseln des Unternehmens Express zu bergen und wissenschaftlich auszuwerten.

Das ist möglich geworden, nachdem das australische Regierungskabinett am Dienstag dem Abschluß einer Vereinbarung mit Bonn zustimmte, die die Bedingungen für die Landung der Weltraumkapseln festlegt.

Express ist ein deutsch-japanisches Gemeinschaftsprojekt. Es sieht den Abschuß von drei bis fünf Raumfahrzeugen vom Kagoshima Space Centre in Japan und ihre Landung und Bergung im Gebiet um Woomera vor Der erste Flug, der voraussichtlich am 24. September startet, soll wissenschaftlichen Experimenten im

Bereich der Mikrogravitationsforschung und der Wiedereintrittstechnologie dienen.

Das 1,3 Meter lange und 450 Kilogramm schwere Wiedereintrittsmodul wird nach den Plänen etwa 5 Tage die Erde umkreisen, bevor es wieder in die Atmosphäre eintritt und „weich“ in der südaustralischen Wüste landet.

Woomera, wo vor der ELDO-Rakete „Europa Eins“, zwischen 1953 und 1957, auch britische Atombomben und geheime Raketenwaffen erprobt wurden, war 1976 wegen Auftragsmangel stillgelegt worden. In den letzten Jahren haben sich die Regierung des Staates Südaustralien und die australische Bundesregierung darum bemüht, in Woomera wieder eine lebensfähige „Weltraumindustrie“ zu etablieren.

Der für das australische Weltraumprogramm zuständi-

ge Minister, Senator Chris Schacht, äußerte sich sehr befriedigt über die deutsche Nutzung der alten Raketenversuchsanlage Woomera. „Diese Mission könnte der Vorläufer für eine vielseitige kooperative Verwendung der Woomera-Anlage sein, wie für den Start ausländischer und australischer wissenschaftlicher, meteorologischer und Kommunikations-Raumtransporter“ , meinte er.

Um die Wiedereintrittskörper in Südaustralien landen zu können, war der Abschluß einer Vereinbarung zwischen Bonn und Canberra erforderlich, in der sowohl die Frage der Haftung für eventuelle Schäden als auch Erleichterungen für die Ein- und Ausfuhr von deutschem Bergungsmaterial und die Aufenthaltsgenehmigung für die deutschen Techniker geregelt werden.

Einer solchen Vereinbarung mit der deutschen Seite hat die Regierung Keating jetzt die Zustimmung erteilt. Allerdings muß von deutscher Seite noch ein Übereinkommen mit dem Eingeborenenstamm der Maralinga-Tjarutja ausgehandelt werden, dem das vorgesehene Landegebiet gehört.

Es wird erwartet, daß das Versorgungsmodul der Weltraumkapsel bei Wiedereintritt in die Atmosphäre durch die Hitze zerstört wird, dennoch ist es möglich, daß bis zu elf Bruchstücke über Australien niederfallen. Aufgrund der vorgenommenen wissenschaftlichen Untersuchungen versicherte Minister Schacht aber, die Wahrscheinlichkeit, daß jemand zu Schaden kommt, sei mit weniger als 1 10 000 000 sehr gering.

BORIS B. BEHRSING,

Canberra

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