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Landschaften formen nach eigenem Bilde

Ausbildungschancen für benachteiligte Jugendliche in der Königsheide in Johannisthai

  • Lesedauer: 3 Min.

„Man muß ihn auch mögen und dazu von Anfang an wissen, was dahinter steckt“, meint Heidrun Marquardt, Leiterin der Ausbildungswerkstätten der Helmut-Ziegner-Stiftung in der Königsheide. Gemeint ist das jüngste Kind der Ausbildungsangebote für benachteiligte % Jugendliche in Johannisthai - die Lehre zur Landschaftsgärtnerin, zum Landschaftsgärtner.

Dieser Beruf besticht durch seine Vitalität und Vielseitigkeit. Gearbeitet wird meist an frischer Luft, bei Wind und Wetter, mit Pflanzen und dem Boden ebenso wie mit unterschiedlichsten Baustoffen. Eine Landschaft wird gestaltet, das heißt, es werden Teiche und kleine Seen angelegt, Wege, Straßen, Häuser, Spielplätze und Sportanlagen gebaut. Begeistert beschreibt Werkstattleiter Barnim Doer ein 5000 Quadratmeter großes Terrain, auf dem eine solche Landschaft

durch die Auszubildenden in eigener Regie entstehen soll. Selbst einen kleinen Wasserfall hat Doer in seine Projektskizze eingezeichnet. In die neuen Häuser für verschiedenste Gewerke kann vielleicht eines Tages auch die Ziegner-Stiftung einziehen.

Das Gelände gehört dem Land Berlin. Ausbilder und Lehrlinge warten nur noch auf den Startschuß, sprich den genauen Termin für den Baubeginn. Auf diese Weise erleben die Jugendlichen, wie sich durch ihre Arbeit eine Landschaft verändert. Noch dazu können sie ihre Ideen einbringen. „Das kann spannend werden und macht die dreijährige Ausbildung abwechslungsreich“, meint Doer. „Und wer Angst davor hat, die botanischen Namen für die Pflanzen oder die chemischen Substanzen behalten zu können, dem sage ich immer: Das ist wie Vokabeln lernen. Schaffen

kann es jeder“, so der erfahrene Lehrmeister

16 Lehrstellen für Landschaftsgärtner gibt es seit dem vergangenen Jahr in der Königsheide. Insgesamt bildet die Ziegner-Stiftung in den Johannisthaler Werkstätten 76 Lehrlinge aus, u.a. auch als Maler und Lackierer, Gas- und Wasserinstallateure. Die Plätze sind Jugendlichen vorbehalten, die aufgrund schlechter Leistungen oder sozialer Probleme auf dem Lehrstellenmarkt wenig Chancen haben. Schlechte Noten werden hier durch zusätzliche Stunden mit extra dafür engagierten Lehrern ausgebügelt.

In den Werkstätten, den ersten ihrer Art, die die Ziegner-Stiftung nach dem Mauerfall 1990 im Osten Berlins einrichtete, wurden aber auch förderbedürftige Jugendliche aufgefangen, deren Betriebe nach der „Wende“ Bankrott mach-

ten. Zu dieser ersten Generation gehört Dirk. Der 20jährige steht nach drei Jahren Ausbildung zum Maler kurz vor dem Gesellenabschluß und ist gerade gemeinsam mit einer Lehrerin beim Büffeln für die Prüfung. Angst, es nicht zu schaffen, hat er nicht - „warum auch, bei der Hilfe“ „Die Ausbildung hier war viel besser als anderswo. Da die Stiftung nicht auf Profit ausgerichtet ist, hat man nicht immer unter Druck gestanden und viel mehr gelernt. Und Spaß hat's auch gemacht“, schwärmt Dirk. „Wenn ich nach dem Abbruch meiner ersten Lehre wegen einer Betriebsschließung, hier nicht die Möglichkeit erhalten hätte, sofort weiterzumachen, wäre ich in ein schwarzes Loch gefallen“

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