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Laos will ökonomische und politische Drehscheibe werden

Unbeantwortet bleibt allerdings die Frage, wer den notwendigen Ausbau der Infrastruktur bezahlt

  • Lesedauer: 3 Min.

Von ALFRED MICHAELIS, Bangkok

Laos will hoch hinaus. Noch steht das Land mit einer Fläche wie Großbritannien auf der UNO-Liste der am wenigsten entwickelten Länder. Große Pläne schmiedet man dennoch. Auch den Nachteil, keinen eigenen Zugang zum Meer zu haben, möchten rührige Politiker und Geschäftsleute zum Vorteil machen.

Laos liegt mitten auf der indochinesischen Halbinsel zwischen wirtschaftlich wie bevölkerungsmäßig so großen Nachbarn wie China, Vietnam, Thailand und Myanmar (Burma). Da können die 4,5 Millionen Laoten natürlich nicht mithalten. Doch könnte der Transit zwischen den Nachbarländern durchaus über laotisches Gebiet laufen. Vorstellungen in dieser Richtung gibt es im Dutzend. So könnte die noch aus der Zeit der französischen Kolonialherrschaft stammende

Nationalstraße Nr. 9, die vom Mekong bis an die Küstfe Vietnams führt und vor Jahren mit sowjetischer und vietnamesischer Unterstützung rekonstruiert wurde, zu einer Autobahn ausgebaut werden. Vor allem Thailand ist interessiert, auf diese Weise seine Waren schnell ans Südchinesische Meer und damit in die Nähe der Märkte von Taiwan bis Japan zu bringen. Auch die Verbindung von Thailand nach SüdGhina soll über laotisches. Gebiet führen.

Laos könnte^sp.das Kalkül,der t ^ eifrigen Rechner, die Transit-“ gebühren gut gebrauchen, um die eigene Wirtschaft weiter anzukurbeln. Offen ist allerdings, wer den Ausbau der Straßen in dem Land mit extrem schwach entwickelter Infrastruktur finanzieren soll.

Aber nicht nur wirtschaftliche Überlegungen sind es, die Laos mit Stolz in die Nachbarschaft blicken läßt. Nach dem Ende des Indochinakrieges und der Gründung der mit Vietnam verbündeten Volksdemokratischen Republik war das Land schnell aus den internationalen Schlagzeilen verschwunden. Auch heute nimmt die Welt die Vorgänge am Mekong nur am Rande zur Kenntnis. Dabei hat die Außenpolitik

des ; ljand.es, , einiges;. erreicht* was' aufmerken: lassen sollte. Nach der UNO-fmanzierten Wahl in Kambodscha statteten die damaligen Ko-Premierminister des Landes, Prinz Ranariddh und Hun Sen, ihren ersten Auslandsbesuch nicht in Hanoi oder Bangkok ab, sondern beim kleinen Nachbarn in Vientiane. Im Überschwang der auch international dokumentierten Freude über die Eröffnung der ersten Brücke über den Mekong, die seit April das laotische mit dem thailändischen Ufer verbindet, ging zum Bedauern der laotischen Politiker unter, daß der thailändische König erstmals seit 27 Jahren überhaupt ins Ausland reiste. Und zwar nach Laos. Inzwischen wurde in Vientiane

auch General Than Shwe, Vorsitzender des Rates zur Wiederherstellung von Gesetz und Ordnung (SLORC) des Nachbarlandes Myanmar zu seiner ersten Auslandsvisite begrüßt. Natürlich verband man in Myanmars Hauptstadt Yangon damit die Hoffnung, daß auch andere Nachbarn die bisherige Zurückhaltung gegenüber dem wegen Menschenrechtsverletzungen geächteten Militärregime aufgeben.

Wie im wirtschaftlichen Transit, so würde sich Laos nur zu gern in der Rolle auch eines politischen Mittlers zwischen den Ländern der Region sehen. Die Beispiele der jüngsten Zeit zeigen, daß sich Laos als Testfeld für internationale Premieren offenbar gut eignet.

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