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Emotion
In Deutschland leben 6,4 Millionen Schwerbehinderte. 230 000 von ihnen sind im Deutschen Behinderten-Sportverband (DBS) organisiert.
Eine dieser Behindertensportler ist die querschnittgelähmte Rollstuhlfahrerin Marianne Buggenhagen aus Berlin, die bei den Leichtathletik-WM der Behinderten 1994 in ihrer Heimatstadt vier Goldmedaillen gewann und nun bei der ARD-Sport-Gala zur deutschen Sportlerin Nummer eins gewählt worden ist, deutlich vor Schwimm-Weltmeisterin Franziska van Almsick.
Es war eine emotionale Entscheidung. Marianne Buggenhagen ist Krankenschwester im Rollstuhl und arbeitet mit Unfallopfern, denen sie hilft, ihr Schicksal zu meistern. Durch die Berlinerin wurden nicht nur die Zuschauer im Forum am Schloßpark in Ludwigsburg, sondern auch die Millionen an den Bildschirmen mit einer Bürgerin konfrontiert, die außerordentlichen Lebensmut beweist und selbst nichtbehinderten Menschen Hoffnung geben kann.
Da blieb der gut gestylte Kindfrau-Charme der „Titelverteidigerin“ Franziska van Almsick auf der Strekke, die man mit der Aussicht auf einen neuen Erfolg aus den Vereinigten Staaten von Amerika nach Deutschland zur Siegesfeier gelockt hatte. Bei den drei anderen „Lichtgestalten“ des deutschen Sports, die zudem in Ludwigsburg fehlten, Steffi Graf, Heike Drechsler und Katja Seizinger, war bei der Abstimmung sozusagen der Strom längst abgedreht.
Der Sport hatte durch die besonderen Umstände der Wahl bei der ARD-Sport-Gala 1994 einen interessanten Moment. Die Eingebung der Wähler setzte ein Zeichen.
KARL ADOLF SCHERER
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