Immer mehr Steuerflüchtlinge
Deutscher Fiskus will die betuchten Grenzpendler zur Kasse bitten
Immer mehr Großverdiener aus Sport, Film und Fernsehen zahlen laut einem Bericht des Fernsehmagazins „TV Movie“ ganz legal 15 Prozent Steuern anstelle des Spitzensatzes von 53 Prozent. Doppelbesteuerungsabkommen, die Deutschland mit Ländern wie Österreich, Belgien, der Schweiz und den Niederlanden abgeschlossen habe, ermöglichen es all denen, die in Deutschland arbeiten und in einem dieser Länder ihren Wohnsitz haben, Millionen an Steuern zu sparen.
Für Künstler, Musiker, Schauspieler, TV-Moderatoren
und Sportler gilt im OECD-Musterabkommen zur Doppelbesteuerung eine' Äüsnahmeregelung: Sie werden in dem Land besteuert, in dem sie auftreten; auch dann, wenn ein Wohnsitz in Deutschland existiert. Entscheidend ist, wo der Lebensmittelpunkt liegt und daß man sich dort mehr als 183 Tage im Jahr aufhält. Unter diesen Bedingungen gilt in Deutschland ein Pauschalsteuersatz von 15 Prozent.
Deshalb zieht dem Bericht zufolge vor allem Belgien seit einigen Jahren bestimmte Berufsgruppen magisch an. So lebe die halbe Fußballmann-
schaft des 1. ,FC Köln in Eupen und Umgebung. Aber auch Österreich und Monaco seien als Wohnsitz äußerst beliebt.
Nun soll es nach dem Willen des Bonner Finanzministeriums den steuerflüchtigen Grenzgängern an den Geldbeutel gehen. Bis spätestens 1996 soll laut Finanzstaatssekretär Faltlhauser (CSU) mit den betreffenden Nachbarländern eine Vereinbarung zur Beendigung der Vorzugsbehandlung der Besserverdienenden erreicht werden. Entsprechende Regelungen finden sich auch im neuen Jahressteuergesetz. dpa/ADN/ND
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