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Dänemark – ein Spitzenreiter bei der Entwicklungshilfe

Der Gastgeber des Weltsozialgipfels wendet seit Jahren rund ein Prozent des BSP für die Dritte Welt auf

  • Lesedauer: 3 Min.

Von ANDREAS KNUDSEN, Kopenhagen

Das Kopenhagener Ministerium für Entwicklungshilfe kann seit Jahren vermelden, daß Dänemark im Wechsel mit Norwegen Nummer 1 oder 2 der Geberländer ist (s. Grafik mit der aktuellsten Gesamtstatistik). Die UN-Empfehlung an den Norden, wenigstens 0,7 Prozent des Bruttosozialproduktes dafür aufzuwenden, wurde vom Veranstalter des Weltsozialgipfels auch 1994 mit rund 1 Prozent deutlich übertroffen.

Die für 1995 vorgesehenen 9,7 Mrd. Kronen (rund 2,5 Mrd. DM) sind Teil des 5-Jahres-Planes 1993-1997, mit dem insbesondere afrikanischen und asiatischen Ländern bei der Entwicklung der Infrastruktur sowie einer sozialen Basis geholfen werden soll. Die Entwicklungshilfe hat ihr sicheres Fundament in der Bevölkerung und in der Haltung von sieben der acht im Folketing vertretenen Parteien. Lediglich die rechtsgerichtete Fortschrittspartei fordert Kürzungen und will die Gelder lieber im eigenen Xande anlegen.

Eine aktuelle Umfrage zeigt, daß 80 Prozent der Bevölkerung sich für eine Entwicklungshilfe in Höhe von 1 Prozent des BSP aussprechen - gegenüber der ersten Umfrage im Jahre 1962 eine nahezu Verdopplung der Ja-Stimmen. Kritik wird nur an der schlechten Verwaltung der finanziellen Mittel geäußert.

Dieser Rückhalt ermöglicht es der planenden und ausführenden Behörde DANIDA, entsprechend eines Folketingbeschlusses 21 Länder für eine kontinuierliche Zusammenarbeit auszuwählen. Außer China, Indien und Thailand shi

Neben humanitären Absichten verfolgt die dänische Hilfe das Ziel, Reformprozesse zu stärken bzw materiell abzusichern. Ein Folketingbeschluß fordert Krisenvorbeugung, Förderung der Demilitarisierung sowie Stimulierung einer dauerhaften Entwicklung. Zudem sollen die Empfehlungen der Rio-Umweltkonferenz umgesetzt werden.

Die dänischen Botschafter in den Programmländern können jeweils drei Millionen Kronen jährlich vergeben, um schnell und flexibel Nothilfe zu leisten oder die Durchführung demokratischer Wahlen zu unterstützen. Umgekehrt ist möglich, die Hilfe zu beschneiden oder ganz einzustellen. Dies betraf 1993 Kenia wegen der Korruption einheimischer Beamter und DANIDA-Mitarbeiter. Dieses Verfahren ist nicht unumstritten. Es hat sich jedoch die Überzeugung durchgesetzt, damit sowohl dem dänischen Steuerzahler als auch der Bevölkerung dieser Länder am besten zu dienen.

Damit Projekte auch nach Ende der Zusammenarbeit weiterlaufen, setzt DANIDA zunehmend einheimische Experten ein, deren Anteil bei 40 Prozent liegt. Zur Zeit werden verstärkt Flüchtlinge und Asylbewerber als Entwicklungshelfer in ihre Herkunftsländer entsandt. Dies stellt aber keine Form der Abschiebung dar, denn es handelt sich meist um Eingebürgerte bzw Flüchtlinge mit ständiger Aufenthaltsgenehmigung.

DANIDA unterstützt auch private und kirchliche Hilfsorganisationen. Für sie stehen nicht selten bekannte Persönlichkeiten als Frontfiguren ein, so z. B. Kronprinz Frederik sowie Hollywoodregisseur Bille August für CARE Dänemark. Kleinere Organisationen haben sich auf «Nischen» spezialisiert. Die Internationale Arbeitsgruppe für Indigene Angelegenheiten (IWGIA) z. B. hat in Peru zusammen mit einheii i i ischen Basisgruppen ein Vermessungsprojekt in Gang gebracht, das Bauern in Gegenden, wo die Guerillagruppe ..Leuchtender Pfad« operiert, Landrechte juristisch sichern und zugleich Alternativen zum Kokaanbau schaffen soll.

Ohne Übertreibung läßt sich sagen, daß sich die Entwicklungshilfe Dänemarks an den Bedürfnissen der Empfängerländer orientiert. Das Land stützt zudem ähnliche Bemühungen innerhalb des UNO-Systems zusammen mit den anderen nordischen Ländern. Bei der Debatte um die EU-Entwicklungshilfe gehört Dänemark zu den wenigen Ländern, die für eine kräftige Erhöhung der Aufwendungen eintreten.

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