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SPD: Kommunisten auf der Landesliste

  • Lesedauer: 3 Min.

Es versteht sich, daß Manfred Jabs, ehemaliger Betriebsrat bei der DASA Lemwerder, SPD-Urgestein, seit 1983 in Bremen und Wahlkampfchef der Sozialdemokraten, die Urteile des CDU-Öffentlichkqits, arbeiters nur belächeln kann. Herr Nölle .sei eben ein Banker - mehr aber nicht.

Der 41jährige mit Bart und Grauschopf weiß in Bremen und Bremerhaven noch 9800 Mitglieder hinter sich. Tendenz steigend, sagt er, obwohl die sozialdemokratische Rechtsabspaltung „Arbeit für Bremen“ Mitglieder kostet. Friedrich Rebers, der Sparkassenchef von Bremerhaven, hatte sich zusammen mit „einigen weiteren Herren, die sich nicht mit der Ampel hatten abfinden können“, wie Jabs sagt, zu dieser Wählergemeinschaft zusammengeschlossen. Jüngste Umfragen sehen sie sicher in der nächsten Bürgerschaft. Warum sollten Industrie und Mittelstand auf „Arbeit für Bremen“ abfahren, wenn die CDU stark wäre? AFB, so Jabs ein bißchen schlitzorig, sei vor allem eine Gefahr für die CDU.

Der Altneubremer schätzt zwar ein, daß es in den Funktionärskreisen der Partei einen „leichten Trend zu Rot-grün gibt“, nimmt aber an, daß sich letztlich die Scharping-Linie durchsetzt, ohne Koalitionsaussage in die Wahl zu gehen. Zumal wohl auch viele Mitglieder mit einigem Verdruß auf die Grünen sehen, in ihnen gleichfalls Verhinderer von in-

Wahlkampfkultur eine AFB-Zeitungsanzeige Foto: ND-Archiv

dustnellen Investitionen ausmachen. Die Stimmung an der Basis charakterisiert Jabs so: Endlich sind' wir die Last der Ampel los - und wir können wieder wir selbst sein. „Klare Verhältnisse“ folglich der Wahlslogan. Im der verbleibenden Zeit hofft der Wahlkampfmanager, vor allem die traditionelle Klientel - die Arbeiterschaft in der Werft-, Automobilbau- und Flugzeugindustrie - anzusprechen.

Überraschenderweise verspricht sich Jabs auch einiges von den personellen Zuwächsen aus „der DKP-Ecke“ Der Betriebsratsvorsitzende der Klöckner-Hütte, die heute Stahlwerke Bremen heißt, Peter Sörgel, ist zugleich Präsident der Arbeiterkammer Er hat sich entschieden, auf der SPD-Liste für die Bürgerschaft zu kandidieren. In die SPD eingetreten ist der stellvertretende IG-Metall-Vorsitzende Dieter Reinken, auch ein Ex-DKPler

nannt, Minuten später nur begannen die Beratungen über den „klaren Verfassungsbruch“ des Ampel-Koalitionärs Ralf Fücks. Seit 1946 sei dies der erste Fall, daß die Bürgerschaft einem Senator das Mißtrauen ausgesprochen habe. Der quicklebendige Mittfünfziger bebt heute noch vor Empörung über die Heimtücke des Ampelpartners. Und einmal in: Fahrt, macht der FDP-' Geschäftsführer ein ganzes Sündenregister der Grünen auf, es reicht von Autobahnen, die seit 15 Jahren verhindert werden, über ein falsches Müllkonzept bis zur laschen Kriminalitätsbekämpfung. Nach den Grünen kommt die SPD an die Reihe, die „seit 15 Jahren auseinanderfällt“ Auch der liberale Ampel-Innenminister Friedrich van Nispen, der aus Enttäuschung über die Haltung der FDP aus der Partei ausgetreten ist, kommt nicht gut weg. Ermschel kreidet ihm Versorgungsmentalität an, denn für den Fall, daß das Mißtrauensvotum gescheitert wäre, hatte die FDP angekündigt, ihre Senatoren zurückzuziehen - was für Nispen den Verlust der Altersversorgung bedeutet hätte.

Der Bremer Landesverband ist zwar mit 700 Mitgliedern bundesweit der kleinste, aber mit einer positiven Bilanz in den 90er Jahren, wie der gebürtige Bremer - einer der „echter Tagenbaren“ - stolz zu Protokoll gibt. „Bremen ist eben eine liberale Hochburg“, eine bürgerliche Stadt, sie war bereits ein grünes Revier, bevor es die Grünen gab.

Kommt für ihn eine sozial-liberale Koalition in Frage? Ermschel gesteht, daß das

schon seit 1961 sein Traum sei, aber er glaubt nicht mehr daran, daß seine Bremer noch mit der „Wedemeier-SPD“ zusammengehen wollen. Der PDS wünscht Alfred Ermschel „4,8 Prozent, denn die nehmen sie den Sozialdemokraten und den Grünen weg“

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