Raketenhagel auf Falludscha

Frauen und Kinder getötet / USA-General Casey übernimmt Oberbefehl in Irak

  • Lesedauer: 3 Min.
Die USA-Truppen in Irak haben mit General Casey einen neuen Oberbefehlshaber. Seine Amtsübernahme wurde durch eine neue Welle von Kämpfen und Attentaten in mehreren irakischen Städten begleitet.
Bagdad (Agenturen/ND). Bei einem nächtlichen Angriff der USA-Armee auf ein mutmaßliches Versteck von Anhängern des gesuchten Terroristen Abu Mussab al-Zarqawi in Falludscha starben nach Angaben von Ärzten mindestens sieben Menschen. Die USA-Armee selbst sprach von bis zu 15 Toten. Unter den Toten in Falludscha seien auch Frauen und Kinder, sagte ein Krankenhausmitarbeiter. 17 Menschen wurden nach seinen Angaben verletzt. Wie USA-General Mark Kimmitt sagte, erfolgte der Angriff mit Präzisionswaffen auf der Grundlage von irakischen und USA-Geheimdienstinformationen. Es kam demnach auch zu Gefechten zwischen Aufständischen und USA-Marineinfanteristen. Augenzeugen hatten berichtet, dass ein Flugzeug ein Haus in Falludscha angegriffen habe und Ambulanzen und Sanitäter an den Ort geeilt seien. Es war der vierte gezielte Angriff auf mutmaßliche Anhänger Zarqawis seit Anfang Juni. Die USA machen Zarqawi und seine Gruppe Tauhid wal Dschihad für zahlreiche Terroranschläge in Irak verantwortlich. Die Gruppe bekannte sich zur Entführung und Enthauptung eines US-Amerikaners und eines Südkoreaners. Zarqawi soll enge Kontakte zur Al-Qaida haben. Die USA-Behörden hatten das Kopfgeld auf Zarqawi am Mittwoch von zehn auf 25 Millionen Dollar (20,5 Millionen Euro) erhöht. Dieselbe Summe wollen die USA für die Ergreifung mehrerer als Terroristen Gesuchter zahlen, unter ihnen Al-Qaida-Chef Osama bin Laden. Bei einem Anschlag auf einen ranghohen Beamten des irakischen Finanzministeriums in Bagdad wurden zwei Iraker getötet und drei weitere verletzt. Es war das erste Attentat auf einen Vertreter der Übergangsregierung seit der so genannten Machtübergabe am Montag. Polizeiangaben zufolge wurden bei einem weiteren Angriff auf einen Konvoi von drei USA-Militärfahrzeugen zwei Menschen getötet. Der Vier-Sterne-General George Casey hat am Donnerstag das Kommando über die USA-geführte internationale Streitmacht in Irak übernommen. Er löste damit deren bisherigen Oberbefehlshaber, General Ricardo Sanchez, ab. Offiziell war dessen Ablösung damit begründet worden, dass man dem Kommandeursposten im Irak nach der Machtübergabe ein höheres Profil verleihen wollte. In USA-Medien wurde aber darauf hingewiesen, dass Sanchez wegen des im April in die Medien geratenen Folterskandals im Gefängnis Abu Ghoreib ins Zwielicht geraten sei. Der polnische General Edward Gruszka übertrug am Donnerstag der Stadtverwaltung von Kerbala im Namen der multinationalen Division offiziell die Souveränität über die schiitische Pilgerstadt. Bei der Zeremonie sagte er unter anderem: »Wir übertragen Ihnen die Verantwortung über die Verwaltung und die Sicherheit, und wir haben gesicherte Informationen, wonach es hier in den nächsten Tagen Terroranschläge und politische Attentate geben soll.« Außerdem bestehe das Risiko von Selbstmordattaten. Die Polizei hatte im Raum Nadschaf und Kerbela in den vergangenen Tagen mehrere mutmaßliche Terroristen festgenommen. Die Zivilschutzmiliz fand in einem verlassenen Bauernhof westlich von Nadschaf große Mengen Sprengstoff, Waffen und Munition aus alten Armeebeständen. Die USA-Streitkräfte bestätigten, dass sich einer ihrer Soldaten in der Gewalt von Entführern in Irak befindet. Das Videoband, das der arabische Sender Al-Dschasira am Wochenende ausgestrahlt hatte, zeige den USA-Oberst Wassef Ali Hassoun im Kreise seiner Entführer, teilte die USA-Armee am Mittwoch in Bagdad mit. Der libanesischstämmige Moslem Hassoun sei offiziell als gefangen registriert worden. Sein Aufenthaltsort sei nicht bekannt. Auf dem Video hatten die Entführer mit der Enthauptung ihrer Geisel gedroht. Die »New York Times« berichtete, Hassoun sei vor seiner Geiselnahme von der USA-Armee desertiert, um nach Libanon zu gelangen. In einem Interview mit der italienischen Zeitung »La Repubblica« sprach sich der irakische Kurdenführer Dschalal Talabani dagegen aus, Saddam zum Tode zu verurteilen. Er sei zwar »einer der schlimmsten Verbrecher der Welt« und »verantwortlich für den Tod von Millionen Menschen«, sagte er, »aber ich bin Rechtsanwalt und als solcher finde ich, dass er nicht zum Tode verurteilt werden darf«.
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