Brot für die Welt, aber die Wurst bleibt hier
Sicher, noch nicht alle Teile der Erdbevölkerung sind vom Kapitalismus ergriffen. Etwa 80 Prozent beherrscht er jedoch schon. Zeit zur Bestandssicherung. Zeit, die Wälle hochzuziehen, und. die. da draußen so zu befriedigen, daß sie- stillhalten. Frieden, Ruhe und Wohlstand wolle er, sagte Helmut Kohl in Polen. Standortpolitik wird in der Burg betrieben. Mit Vasallen vor den Wällen: Wir geben euch was ab, wenn ihr uns die weiter Entfernten, die wir auch ausgebeutet haben, vom Halse haltet, schallt es aus der Burg.
Mit dieser Politik „Wir haben euch ausgebeutet, aber wir lassen euch jetzt in Ruhe (verrekken), solange ihr da draußen Ruhe haltet“ steht Rudolf Scharping dem Regierungschef in nichts nach. Das wurde deutlich, als er sich über die Erhöhung des Militärhaushalts aufregte; er forderte statt dessen eine Erhöhung der Ausgaben für Forschung und Technologie. Er kritisierte bei dieser Gelegenheit nicht die reduzierten Mittel für Entwick-
lungshilfe und die Streichung der Mittel für Friedensforschung. Da wissen sich die beiden Repräsentanten einig mit ihrem Wahlvolk: Brot für die Welt, aber die Wurst bleibt (hier. Keine Reduzierung unser res Wohlstands ist nötig, wird ihnen von „kritischen Wissenschaftlern“ wie Ernst Ulrich von Weizsäcker bescheinigt.
Die Frage ist nur, ob die da draußen mitmachen. Bislang jedenfalls nicht. Illegal dringen sie durch die Wallanlagen. Sie laufen einem Rattenfänger wie Saddam Hussein hinterher. Oder sie fallen auf Befehl eines Gurus terroristisch in die Burg ein.
Uneinnehmbar scheint diese Festung aus Kanonen und formierten Menschen. Doch auch die Ch'in-Dynastie zerfiel und das Römische Reich. Denn wo Ratlosigkeit herrscht und Mangel an Visionen, ist das Ende nahe. Da helfen auch keine Tornados und Versprechungen.
KARL-HEINZ THIER. 20099 Hamburg
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