Hamas-Anschlag in Jerusalem
Fünf Tote, über 100 Verletzte / Verhandlungen Israel - PLO sollen weitergehen
Jerusalem (dpa/Reuter/ND). Beim Bombenanschlag eines Selbstmordattentäters auf einen vollbesetzten Linienbus in Jerusalem starben am Montag fünf Menschen, über. 100 wurden zum Teil schwer verletzt. Die radikal-islamische Hamas bekannte sich zu dem Anschlag.
Westjerusalemer Straße von Trümmern und Leichenteilen übersät
Foto: Reuter/Ho ander
Regierungschef Yitzhak Rabin ordnete die Unterbrechung der Verhandlungen über eine Erweiterung der Palästinenser-Autonomie in Eilat an. Das Westjordanland und der Gaza-Streifen wurden abgesperrt. Rabin kündigte zugleich an, die Verhandlungen würden nach der Beerdigung der Opfer fortgesetzt.
Der Anschlag im hinteren Teil des Busses könnte nach
Erkenntnissen der Polizei von einer Frau ausgeführt worden sein. Laut Augenzeugen lagen am Unglücksort abgerissene Gliedmaßen und Wrackteile weit verstreut. Viele der Verletzten wurden noch am Straßenrand ärztlich versorgt. Eines der Todesopfer war ein Urlauber aus den USA. Die Explosion ereignete sich im morgendlichen Berufsverkehr in Westjerusalem. An der Busstrecke liegt die hebräische Uni-
versität, unter den Opfern sollen viele Studenten sein. Ein zweiter Bus geriet durch die Detonation in Brand.
Der Anschlag war das siebte Selbstmordattentat in Israel seit April 1994. Der Bürgermeister von Jerusalem, Ehud Olmert, sagte: *Es ist klar, daßdie Terroristen in das Herz von Jerusalem vorgedrungen sind. Das verlangt nach einer völligen Neuordnung der Sicherheitsmaßnahmen in Jerusalem und der gesamten Friedensverhandlungen.“ PLO-Chef Yasser Arafat verurteilte den Anschlag als Terrorakt. Wie Israels Außenminister Shimon
Peres äußerte er die Hoffnung, daß der Anschlag nicht den Abschluß des erweiterten Autonomie-Abkommens verzögert. Die El-Kassem-Brigaden der Hamas, die versucht, die Friedensverhandlungen zu torpedieren^ kündigten weitere Schläge gegen Israel an.
Hunderte von aufgebrachten Demonstranten attackierten Polizeiminister Mosche Schachal bei seiner Ankunft am Unglücksort. „Mörder, Verräter!“ schrien sie und warfen mit Steinen. Präsident Ezer Weizman mußte den Unglücksort vorzeitig verlassen.
(Betrachtung Seite 2)
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