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Warum Frauen andere Wege gehen wollen

Bundesweites Fachforum in Magdeburg

  • Lesedauer: 2 Min.

„Das Leben der Frauen ist weniger von ihren eigenen Wünschen, Hoffnungen und Erfahrungen bestimmt, als von der Rolle, die ihnen die Männer zuteilen. Und der Maßstab der Zuteilung ist nach wie vor der Mann“, so die einführenden Wort von Christine Eifler aus Bremen zum ,frauenfachforum 95' gestern im Magdeburger Rathaus. An zwei Tagen diskutieren rund 200 Frauen aus ganz Deutschland über ihre ureigensten Belange. Themen wie „Frauen planen ihre Stadt“, „Frauen, Medien, Hexen“, „Teilzeit oder Arbeitszeitverkürzung - Risiko oder Chance“ stehen dabei auf der Tagesordnung. Veranstalter des zweitägigen Treffens ist die Leitstelle für Frauenpolitik der sachsen-anhaltischen Landesregierung.

Wenn Frauen über Frauen bzw über ihre Stellung in einer patriarchalischen Gesellschaft sprechen, tritt gleich der Begriff des Feminismus in den Mittelpunkt der Debatte. „Feministinnen besitzen im Alltag immer noch ein negatives Images. Sie gelten als unweiblich, männerfeindlich, wenig attraktiv, und wenn sie einmal an die Macht gekommen sind, wollen sie die Männer unterwerfen“, beschreibt die Bremer Soziologin die öffentliche Sicht auf engagierte Frauen. Selbst Jüngere wendeten sich

von den Idealen des Feminismus ab, weil sie mit frauen-typischen Nachteilen und Demütigungen noch keine Erfahrungen gemacht hätten.

Auch die „verordnete Gleichberechtigung der Frau in der DDR“ hat an der traditionellen Rolle nichts verändert. Frauen haben 75 Stunden pro Woche für die Familie aufgewandt, Männer dagegen rund 1,5 Stunden. Die Rahmenbedingungen mit Kinderbetreuung, Arbeitsplatzgarantie oder Arbeitszeitverkürzung seien zwar wesentlich besser ausgestaltet gewesen, aber im privaten Bereich war Gleichberechtigung auch nur eine Utopie. Mit der deutschen Vereinigung dachten viele, daß sie nun ihre individuellen Bedürfnisse besser durchsetzen könnten, daß mehr kulturelle Freiräume entstünden. Ja, für die Frauen der neuen Länder hat sich fast alles geändert. „Angst um den Arbeitsplatz, Angst um die Wohnung und Angst um die Kinder sind selbstverständliche Bedrohungen ostdeutscher Frauen“, so Christine Eifler

An beiden Tagen präsentieren sich Projekte von und für Frauen aus Sachsen-Anhalt im Rathaus der Landeshauptstadt. Eines davon ist das als bundesweit einmalig geltende Projekt für Betroffene sexueller Gewalt. AXEL RÖMER

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