Werbung

Dieser Text ist Teil des nd-Archivs seit 1946.

Um die Inhalte, die in den Jahrgängen bis 2001 als gedrucktes Papier vorliegen, in eine digitalisierte Fassung zu übertragen, wurde eine automatische Text- und Layouterkennung eingesetzt. Je älter das Original, umso höher die Wahrscheinlichkeit, dass der automatische Erkennvorgang bei einzelnen Wörtern oder Absätzen auf Probleme stößt.

Es kann also vereinzelt vorkommen, dass Texte fehlerhaft sind.

M^ihiSicht Wie gehabt

  • Lesedauer: 2 Min.

Die SPD wird die Große Koalition mit der CDU fortsetzen. Nicht anders war ihr Lavieren im Wahlkampf zu deuten, und darauf läuft nach abruptem Abbruch der Selbstmitleidphase und abenteuerlichem Aufbruch zu neuem Selbstbewußtsein jegliche Darbietung auf der Polit-Bühne hinaus.

Jedenfalls auf den Führungsetagen, wo Pfründe zu verlieren sind. An der Basis sieht's anders aus, da rumort's, da wird der Canossagang in die Opposition gefordert. Setzen sich die Vorstandsgremien durch, die der Macht von CDU-Gnaden verhaftet sind, oder die Basis? Aber: Wer eigentlich ist die Basis, wie stark ist sie? So genau will es nicht einmal der große Vorsitzende Scharping wissen, er winkte mit dem Zaunpfahl: Keine Mitgliederbefragung wegen der Koalition, der Parteitag wird's schon richten.

Gerichtet für den 7 November haben's erstmal die oberen Parteiinstanzen. Nachdem die CDU deutlich gemacht hatte, daß es einen Minderheitssenat nicht geben wird, daß also für die SPD nicht die Frage „Koalition oder Opposition“, sondern „Koalition oder Neuwahlen“ steht, trat die SPD-Spitze auf die Notbremse. Nach dem diffusen jämmerlichen Bild, das sie seit dem Wahlsonntagabend abgibt, stünde ihr ja ein noch viel verheerenderes Debakel bevor.

Der 7. November dürfte mäßig spannend werden. Wenn nicht die große, unbekannte Basis die Disziplin verweigert. Denn Optionen gäbe es durchaus. Von inhaltlichen Auflagen für die vom Landesausschuß beantragten Sachgespräche mit Bündnisgrünen und CDU bis zur Entscheidung auf dem nächsten Parteitag im Dezember. Die Möglichkeit, den Mißtrauensantrag der PDS gegen den Regierenden Bürgermeister Diepgen zu unterstützen, ist spekulativ, aber vorhanden.

Wenn dann auch noch die Bündnisgrünen ihren Worten Taten folgen lassen, nämlich ein Mißtrauensvotum gegen den Senat, einzelne Senatoren oder Diepgen zu erwägen, würde der arithmetische Raum links von der CDU eine politische Größe. Alles wäre offen, würde man die SPD nicht kennen: Alles wie gehabt.

KARIN NÖLTE

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal