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Mit 6 x 6 in die Offensive

Mittelstandsvereinigung fordert »Pakt für angewandte Forschung«

  • Stefan Mentschel
  • Lesedauer: 3 Min.
Die Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen »Otto von Guericke« hat gestern ihren Jahresbericht vorgestellt. Beklagt wird unter anderem der Rückgang staatlicher Förderung für die industrielle Gemeinschaftsforschung. Durch einen »Pakt für angewandte Forschung« soll er gestoppt werden.
»Die staatliche Technologieförderung für den Mittelstand tritt auf der Stelle«, klagte gestern Johann Wilhelm Arntz, Präsident der Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen »Otto von Guericke« (AiF), auf der Jahrespressekonferenz des mittelständischen Interessenverbandes. Seit Jahren würden die finanziellen Mittel für die industrielle Gemeinschaftsforschung durch das Bundeswirtschaftsministerium kontinuierlich zurückgefahren. Für 2004 bedeute das, »dass jedes dritte neue, dringend benötigte Forschungsvorhaben nicht gefördert werden kann«.

Fördermittel regen zu Folgeinvestitionen an
Die AiF unterstützt seit 50 Jahren Forschung und Entwicklung zu Gunsten mittelständischer Unternehmen. Das Netzwerk mit Sitz in Köln und Berlin besteht aus über 100 industriellen Forschungsvereinigungen mit etwa 50000 überwiegend mittelständischen Unternehmen und rund 700 eingebundenen Forschungsstellen. Dabei schlage die AiF eine Brücke zwischen Mittelstand und Forschung. Und das sei »eine ideale Grundlage für Innovationen, die unmittelbar auf dem Bedarf in den Unternehmen fußen«, so Arntz. Seit ihrem Bestehen habe die AiF insgesamt 5,6 Milliarden Euro öffentliche Fördermittel zu Gunsten mittelständischer Unternehmen eingesetzt. Das mache sie zur »führenden nationalen Organisation zur Förderung angewandter Forschung und Entwicklung«, ergänzte er.
Trotz sinkender Fördergelder bewertete die AiF die Ergebnisse im Berichtsjahr 2003 jedoch weitgehend positiv. Mit 237 Millionen Euro öffentlicher Mittel unterstützte das Netzwerk Forschung und Entwicklung im Mittelstand. Ein kleiner Zuwachs auf fünf Millionen Euro konnte unter anderem beim 2002 begonnenen Programm Netzwerkmanagement Ost (Nemo) erreicht werden, das regionale Unternehmensnetzwerke in Ostdeutschland durch unterstützende Managementleistungen fördert. Zudem unterstützte die AiF im letzten Jahr die angewandte Forschung und Entwicklung an Fachhochschulen mit 13 Millionen Euro.
Ein wichtiges Standbein der AiF ist das Programm »Pro Inno II«, mit dessen Durchführung die Arbeitsgemeinschaft bis 2008 betraut wurde. »Pro Inno II« soll kleine und mittlere Unternehmen zu Forschungskooperationen untereinander und mit Forschungseinrichtungen im In- und Ausland anregen. »Pro Inno hat bei Fördermitteln von insgesamt 633 Millionen Euro einen zusätzlichen Aufwand für Forschung und Entwicklung in der mittelständischen Wirtschaft von zwei Milliarden Euro initiiert«, betonte Arntz. Wobei zu beachten sei, dass die öffentlich geförderten Programme immer ein Vielfaches an Folgeinvestitionen durch die Wirtschaft nach sich zögen.

Mittelständler brauchen Planungssicherheit
Um den mittelständischen Unternehmen nun endlich Planungssicherheit zu geben, forderte Arntz einen »Pakt für angewandte Forschung«. In den kommenden sechs Jahren sollten die staatlichen Mittel für die industrielle Gemeinschaftsforschung berechenbar um sechs Millionen Euro pro Jahr erhöht werden, so Arntz. »Diese 6 x 6 Millionen machen die Innovationsoffensive für den Mittelstand glaubwürdig und unterstützen das Ziel der EU, bis zum Jahr 2010 drei Prozent des Bruttoinlandsproduktes für Forschung und Entwicklung auszugeben.« SPD-Wirtschaftsminister Wolfgang Clement habe bereits signalisiert, dass diese Forderung »nicht zu hoch« sei, so Arntz. Konkrete Ergebnisse gebe es allerdings noch nicht.
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