Selbstmordwelle bei Brasiliens Kaiowa-Indianern
Die Menschenrechtskommission des Parlaments macht die Regierung dafür verantwortlich Von ASTRID PRANGE, Rio de Janeiro
Brasiliens Kaiowa-Indianer sind dabei, sich selbst auszurotten. Allein in diesem Jahr haben sich fünfzig Angehörige des Indianerstammes aus dem brasilianischen Bundesstaat Mato Grosso do Sul, die Mehrheit von ihnen zwischen 12 und 17 Jahren, das Leben genommen.
Eine junge Mutter vom Volk der Guarani, das an extremer Armut und Identitätsverlust ileidet Foto: Reuter/Sergio Moraes
„Wir überleben hier nur aus purem Starrsinn“, erklärte der ehemalige Kaiowa-Häuptling Marcal de Souza Tupa. Seit seiner Ermordung am 25. November 1983 nahmen sich mehr als 230 Kaiowa-Indianer das Leben. „Wohin sollen wir gehen? Es ist, als ob wir ohne Boot am Ufer eines großen Flusses stünden, wir können ihn nicht überqueren!“, beschreibt der ehemalige Häuptling das Elend seines Stammes. Seit seinem Tod sind die Kaiowa, eine Untergruppe der Guarani-Indianer, immer tiefer in den Teufelskreislauf aus Armut und Selbstzerstörung hineingeraten.
Grund für die beängstigende Selbstzerstörung des Kaiowa-Volkes ist nach Einschätzungen von Antropologen die Überbevölkerung in der 18 000 Hektar großen Region von Dourados, die bereits im Jahr 1928 zum Reservat erklärt worden war. In dem Gebiet leben rund 25 000 Kaiowa, die sich auf acht verschiedene Dörfer verteilen.
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