Schule von Terroristen überfallen

Geiseldrama mit Toten in Nordossetien/Angreifer drohten mit Ermordung von Kindern

Innerhalb einer Woche erlebte Russland drei blutige Terroranschläge. Nach einem Doppelattentat auf Flugzeuge und einer Bombenexplosion in Moskau wurden am Mittwoch Hunderte Personen in einer Schule in Nordossetien als Geiseln genommen.

Moskau (Agenturen/ND). Eine Gruppe von Bewaffneten hat am Mittwoch die Schule der Stadt Beslan in der Kaukasusrepublik Nordossetien gestürmt und nach unterschiedlichen Angaben 200 bis 400 Menschen, darunter zahlreiche Schüler, zumeist Erst- und Zweitklässler, in ihre Gewalt gebracht. Die 15 bis 20 mit Sprengstoffgürteln ausgerüsteten Angreifer hätten ihre Geiseln in der Turnhalle zusammengetrieben, teilten die örtlichen Behörden mit. Laut der Agentur Itar-Tass kamen bei dem Überfall acht Personen um. Die meisten der Opfer seien bei der Erstürmung des Schulgebäudes durch die Terroristen am Morgen schwer verletzt worden und später im Krankenhaus gestorben. Bei den Toten handelte es sich um Eltern und Lehrer. Ein Terrorist soll bei einem Schusswechsel mit Wachpersonal getötet worden sein. Bis zum Abend war nicht bekannt, ob Kinder unter den Opfern sind. Etwa 50 Schulkinder entkamen laut Agenturmeldungen den Geiselnehmern. Sie hätten sich versteckt, als das Kommando in die Schule eingedrungen sei, und seien später in kleinen Gruppen aus dem Gebäude gekommen, berichtete Itar-Tass. Nachdem einige Kinder freigelassen worden waren, befanden sich am Nachmittag noch 132 Jungen und Mädchen in der besetzten Schule. Die Geiselnehmer drohten, die dreistöckige Schule zu sprengen, sollte die Polizei eine Erstürmung versuchen. »Die ganze Schule wurde vermint«, sagte der Duma-Abgeordnete Michail Markelow. »Für jeden getöteten Rebellen wollen sie 50 Kinder töten und für jeden Verletzten 20 Kinder«, erklärte der Polizeichef von Nordossetien, Kasbek Dsantijew. Stunden nach dem Überfall lieferten sich Sicherheitskräfte weiter Schusswechsel mit den Geiselnehmern. Die Entführer feuerten offenbar auch aus Granatwerfern. Gepanzerte Fahrzeuge fuhren vor. Die nordossetischen Behörden nahmen Verhandlungen mit dem Überfallkommando auf. Medienberichten zufolge warfen die Geiselnehmer einen Zettel mit den Forderungen aus einem Fenster des besetzten Gebäudes. Sie verlangten die Freilassung von in Inguschetien Inhaftierten. Damit waren möglicherweise Verdächtige gemeint, die nach einer groß angelegten Angriffsserie tschetschenischer Rebellen im Juni in Inguschetien inhaftiert worden waren. Russlands Präsident Wladimir Putin brach seinen Aufenthalt im Schwarzmeer-Badeort Sotschi vorzeitig ab. Nach seiner Rückkehr in Moskau berief er eine Dringlichkeitssitzung mit Innenminister Raschid Nurgalijew und dem Chef des Geheimdienstes FSB, Nikolai Patruschew, ein. Der tschetschenische Rebellenführer Maschadow erklärte, für die Geiselnahme gebe es keinerlei »Rechtfertigung«. Er habe keine Verbindungen zu den Geiselnehmern, Am Dienstagabend waren bei einem Selbstmord-Attentat in Moskau mindestens zehn Menschen getötet worden. Eine mutmaßliche Tschetschenin hatte sich nach ersten Angaben von Ermittlern am Eingang der belebten U-Bahn-Station am Rigaer Bahnhof in die Luft gesprengt. Wie bei den beiden Flugzeug-Attentaten bekannte sich nach russischen Medienberichten die Terrorgruppe Islambuli-Brigade der Al Qaida zu dem Anschlag. Angesichts der Serie von Terrorakten hat Russland eine Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrates beantragt. Das meldete die Agentur Itar-Tass unter Berufung auf den Vertreter Russ...

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