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Am Internet gemütlich schnuppern

Kreuzberger Mix aus moderner Kunst, digitalen Medien und „Tresenkultur“

  • Holger Wen
  • Lesedauer: 2 Min.

Mit dem „mediens@lon in Kreuzberg hat Berlin endlich das, was Los Angeles, Wien und Paris schon vorweisen können: das erste Internet-Cafe der Hauptstadt. Zwar gibt es mit dem „Frisör“, dem „Cyberspace“ und dem „Virtuality“ schon gastronomische Stätten in Berlin mit digitaler Technik und zum Teil Internet-Anbindung. Doch in den Szene-Treffpunkten steht eher Unterhaltung im Sinne von High-Tech-Amüsement im Vordergrund. Carsten Wiegrefe und Kai Metzner von „Info Pool Network“ (IPN) sowie Jutta Franzen und Mark Hartenstein wollten etwas anderes.

Wiegrefe spricht von einer „Modewelle“, auf der er mit seiner ambitionierten Initiative nicht surfen möchte. Und die

ausstellungserfahrene Soziologin Franzen verweist auf das „S@lon“ im Namen ihres Etablisements in der Schlesischen Straße 32: Man wolle eher an die Tradition des Salons als einem kulturellen Treffpunkt auf moderne Art und Weise anknüpfen. Regelmäßige Ausstellungen - derzeit läuft die zweite Staffel „mailart“ - und andere Veranstaltungen regen Dienstag bis Sonntag ab 20 Uhr zum Austausch über Kunst, neue Medien, Wissenschaft und Politik an.

Genau in dieses Konzept paßt auch der „Internet-Stammtisch“, jeden Mittwoch ab 21 Uhr Nicht nur die Betreiber und erfahrenen Kunden der alternativen Internet-Mailbox „Info Pool Network“ fachsimpeln da, sondern sie

stehen gern interessierten Anfängern zum Erfahrungsaustausch zur Verfügung. Metzner spricht von „gemütlichen Schnupperkursen“ für Privatpersonen, die das mit fast 40 Millionen Teilnehmern wohl demokratischste neue Medium der Welt nutzen wollen. Locker wird dann vom Weißen Haus über Greenpeace bis zu den SPD- und PDS-Diensten gesurft. Auch elektronische Post (e-mail) kann man an den zwei Computern absetzen - für 6 DM pro 20 Minuten.

Mitveranstalter des Stammtisches ist IPN. Die Jungs sind auf die Vernetzung von ökologischen, sozialen und politischen Bewegungen spezialisiert. Via ComLink kann man sich zum Beispiel in die Dis-

kussionsforen der „Association for Progressive Communication“ (APC) mit 20 000 Teilnehmerinnen in 94 Ländern einklinken. Dominierende Themen sind dort Menschenrechte, Umweltschutz und Antikriegspolitik.

Statt allein zu Haus am PC zu hocken, sollten sich Berlinerinnen lieber in den „mediens@lon“ begeben. Neben gemütlicher Plauderei und flotten Drinks kann man noch ganz praktische Fragen klären: Lohnt sich für mich ein Internet-Anschluß, wieviel kostet er, was brauche ich für Hardund Software, welche interessanten World-Wide-Web-Adressen lassen sich anklikken?

HOLGER WENK

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