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Solidarität mit den TROjanern

Auf Betriebsversammlung wurde Erhalt des Standortes gefordert

  • Lesedauer: 2 Min.

(ND). Montag mittag vor dem Werktor von AEG/TRO in der Wilhelminenhofstraße in Schöneweide. Die Belegschaft forderte mit einer Betriebsversammlung in aller Öffentlichkeit den Erhalt ihrer Arbeitsplätze, die Sicherung ihres Teils des Industriestandortes. Zu gleicher Stunde trat in Frankfurt/Main der Wirtschaftsausschuß von AEG zusammen, um über die Schließung von TRO zu beraten. Zwei Vertreter des Betriebsrates nahmen daran teil, informierte Betriebsratsvorsitzender Wolfgang Borger. Sie wollten dort Beweise vorbringen, daß die Konzernleitung Angaben manipuliert habe.

Aus heiterem Himmel hatte die AEG vor etwa zwei Wochen die Schließung ihres Standortes in Schöneweide verkündet. Aufgekauft, Entlassen, Geschlossen - auf diese Begriffe brachten die Betroffenen das, was werbemäßig „Aus Erfahrung Gut“ sein soll. Unverständnis und Empörung herrscht angesichts der Tatsa-

che vor, daß den TROjanern von der Konzernleitung keinerlei Alternativen aufgezeigt wurden. Mehrere Redner wie Bezirksbürgermeister Klaus Ulbricht und Siegfried Masson von der Berliner IG Metall erklärten, daß die AEG kein Interesse mehr am Erhalt von TRO habe. Die Schließungsabsicht widerspreche in grotesker Weise der Absicht, die mit einem Bündnis für Arbeit realisiert werden soll, der Schaffung von Arbeitsplätzen.

So muteten die Ausführungen von Peter Haupt, Staatssekretär in der Senatsarbeitsverwaltung recht vage an, wenn er die Entscheidung von AEG als noch nicht abschließend bezeichnete und daß es noch keine Maßnahmen zur Demontage von Anlagen und zur Abwerbung von Beschäftigten gebe. Senatorin Christine Bergmann teilte nach einem Gespräch mit Vorstandsmitgliedern der Frankfurter Konzernzentrale mit, es werde eine unabhängige Unternehmensberaterfirma ein-

gesetzt, um die AEG-Entscheidung auf ihre Stichhaltigkeit zu prüfen. Danach solle ein Zukunftskonzept für TRO erarbeitet werden. All dem hielt der Betriebsratsvorsitzende jedoch gegenteiliges Handeln des Produktionsleiters (er übt die Funktion auch im AEG-Standort Mönchengladbach aus) entgegen, der Meister und Ingenieure zum Betriebswechsel angesprochen habe.

Gestern erhielt hier der Begriff Solidarität einen neuen Stellenwert. Über 50 Berliner Großbetriebe, so Siegfried Masson von der IG Metall unterzeichneten eine Solidaritätsadresse, wollen TRO unterstützen. Hilfe bietet auch die PDS Köpenick an. Einmütig wurden die Rücknahme des Schließungsbeschlusses und das Wahrnehmen der Fürsor gepflicht durch die AEG-Leitung gefordert. Die Berliner Politik, hieß es, solle alles tun, um den Standort zu sichern, wo von einst 24 000 Industriearbeitsplätzen heute noch rund 3000 geblieben sind.

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