Meinungen zum Brief von H.-W. Deim
Zum Leserbrief „Kult des Schießens“ von Hans-Werner Deim, Generalmajor a.D. der NVA (ND vom 12. 3.):
Die Erläuterungen von Hans-Werner Deim zum DDR-Grenzregime halte ich für sehr wichtig im Hinblick auf Schüsse an der Grenze mit Todesfolge. Juristen und Politiker aus dem Westen der Bundesrepublik sowie einige sich recht blauäugig gebende ehemalige DDR-Bürger, die zumeist a priori antisozialistisch eingestellt sind, tun so, als wäre im Grenzgebiet auf Spaziergänger geschossen worden. Nein, die da vorhatten, die Grenze zu durchbrechen, wußten, worauf sie sich einließen. Und wenn ND-Autor Dümde sich bemüßigt fühlt, den Schrecken der Sicherungsanlagen auszumalen, um das Grenzregime zu denunzieren, dann scheint er die damaligen Grenzverletzer wohl auch für harmlose Spaziergänger zu halten. Um was es wirklich ging, zeigt dagegen sehr sachlich der Artikel von Hans-Werner Deim.
HORST GESSLER, 17291 Wollin
Die Worte des Genossen General Deim haben mir als ehemaligem Grenzer zutiefst auf dem Herzen gesprochen. Ich möchte die fundierten Äußerungen um einige persönliche Erlebnisse bereichern. Natürlich haben wir das Grenzgebiet absolut sicher gemacht. Da kam keiner rein und keiner raus. Dafür haben sich die Mädchen immer gefreut, wenn neue Grenzer zum Dorftanz
kamen. War ja sonst keiner da. Und für Blutauffrischung haben unsere Jungs auch gesorgt. Sonst hätten die ja bald alle den gleichen Namen gehabt. Leider konnten wir die Grenze gegen äußere Angriffe nie schützen. Wir haben es aber auch nicht geübt. Im Politunterricht hieß es immer: Wir werden sowieso überrollt und sind dann Partisanen im Hinterland des Feindes. Das braucht man nicht üben. Geübt haben wir aber öfter Grenzalarm. Da ging es darum, etwaige Grenzverletzer unschädlich zu machen. In unserem Grenzabschnitt kamen wirklich zweimal welche an. Aber dann ist die ganze Kompanie raus und solange gejagt, bis wir sie hatten. Die Offiziere waren dann so nervös, als wäre wirklich ein Krieg ausgebrochen. Noch nervöser waren wir alle, wenn sowjetische Soldaten desertiert waren und in den Westen wollten. Die kamen dann mit zwei MPi's und tausend Schuß Munition und ballerten aus dem Weg, was sich ihnen dahin stellte. Da mußte man sich immer gut verstecken, um nicht zufällig selbst umgenietet zu werden. Einen Aspekt des sicheren Schutzes unserer Staatsgrenze hat der Genosse General nicht erwähnt: den Umweltschutz. Weil ja keiner raus und rein kam, konnte sich die Natur völlig geschützt entwickeln. Heute, wo viele dort mit dem Auto fahren und wandern, sind viele Tiere und Pflanzen wieder gefährdet.
AXEL MATTHIES, 12683 Berlin
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