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  • Kultur
  • Fernsehfilm „Adieu, mon ami“ (ARD)

Miniatur zwischen Schlachtgemälden

  • Lesedauer: 2 Min.

Eine „kleine“ Geschichte, die Romanze zwischen einem deutschen Mädchen und einem Jungen aus Frankreich. Die Zeit spielt hinein, Sommer 1943. Sie, Dagmar, ist zehn Jahre alt, in Hamburg ausgebombt, hat ihre Mutter und den Zwillingsbruder Dag verloren. Er, Laurent, ist einige Jahre älter und als Fremdarbeiter in eine Gärtnerei in Bayern zwangsverpflichtet. Die beiden Außenseiter, die niemand will, finden Halt aneinander, es entwickelt sich eine Freundschaft, bis der „Renzl“ - so nennen die Einheimischen den jungen Franzosen - vom Knecht provoziert wird, sich auf eine Prügelei einläßt und von der Gestapo verhaftet wird.

Zweiundzwanzig Jahre später kommt Laurent als Mitglied einer Delegation der französischen Partnergemeinde wieder nach Seefeld. Von den Menschen, die er einst kannte, ist nur Dagmar noch hier. Zunächst steht eine Mauer der Fremdheit zwischen beiden, bis Laurent Dagmar zu sich nach Frankreich einlädt. Auf dem Landgut, das Laurents Freund gehört, scheint sich zwischen beiden ^eine tiefe Liebesbeziehung endlich zu erfüllen, bis Dagmar erkennen muß, daß diese Liebe ein Traum bleiben wird: Laurent ist homosexuell. Dagmar trennt sich von ihrer sentimentalen Jugendliebe: „Adieu, mon ami“. Es folgt ein Epilog; Dagmar hat Laurents ehemali-

gen Freund geheiratet, doch glücklich ist sie nicht.

Franz-Peter Wirth, 76, bundesdeutscher Fernsehveteran, hat den Roman „Der Zwillingsbruder“ von Barbara Noack für den Film adaptiert und inszeniert. Er erzählt seine Ge-

manchmal doch ein gewisser dramaturgischer Leerlauf bemerkbar

Das ist jedoch ein Mangel, den die beiden Hauptdarsteller, Constanze Engelbrecht und Hans Kremer, durch ihr souveränes Spiel bewältigen. Constanze Engelbrecht gibt selbst einer so banalen Szene wie jener der Entdeckung von Laurents homosexueller Ausrichtung noch Größe. Dennoch verblaßt die sorgsame psychologische Anlage im zweiten Teil vor der Poesie der Kindheitsgeschichte im ersten. Hier ist Julie-Charon, die Tochter von Constanze Engelbrecht, die Dagmar, ein Kind ohne Starmanieren, naiv und unbefangen. Wirth, der erfahrene Regisseur, fordert das Mädchen

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