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  • Kultur
  • „Der nackte Osten“ (MDR)

Glasnost aus dem Baumwollslip

  • Lesedauer: 1 Min.

Haben wir denn wirklich gar nichts gekonnt hier im Osten? Mußten wir denn erst auf unsere Entwicklungshelfer aus Wessiland warten, bis wir auf die Frage des Herrn Puntila: „Kannst du anständig f...? Aber kannst du es auch unanständig?“ laut und vernehmlich und mit dem tiefsten Brustton der Überzeugung von dem eigenen sexuellen Vermögen mit „Ja!!!“ antworten konnten? -Die drei PUNKTE im Zitat werden mir sicher schon den Vorwurf der Prüderie eintragen, der Uta Kolano in ihrer MDR-Reportage „Der nackte Osten“ nachging, in der sie „Erotik zwischen oben und unten“ untersuchte, um endgültig die Frage beantworten zu können: „Wie prüde waren die DDR-Bürger wirklich?“

Geradezu entsetzlich verklemmt waren sie, findet Frau Kolano, und zitiert immer wieder Beispiele dafür In den Fünfzigern lag der Parteisekretär unterm Ehebett und achtete darauf, daß überm Kopulieren nicht der Klassen-

kampfvergessen wurde. In den Sechzigern und Siebzigern nicht minder, und das „Magazin“, gegründet, um den Werktätigen mit dem Akt hinter Milchglas die Erinnerung an den 17 Juni auszutreiben, war auch nur ein Alibi. Erst als die DDR siech darniederlag, durften auch im Osten die Stripperinnen nackte Fakten darbieten, Glasnost aus dem Baumwollslip, sozusagen.

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