Wiedersehen vor dem Richter
Er trat in jeder Hinsicht an »Kais« Stelle; vor allem aber erhielt er weiterhin aus Büros im Luftwaffen-Führungsstab des Bonner Verteidigungsministeriums
(BMVg), bei der NATO in Brüssel und beim deutschen Militärattache in Rom Durchschläge und Kopien interner Vorgänge (»Verschlußsachen« bis »VS-Vertraulich«) zu NATO-Infrastruktur, Rüstungsplanung und -projekten, U-Boot-Antrieben, Kriegsfallplanung, Neuorganisation des Militärischen Abschirmdienstes (MAD) etc.
1973 durfte dann auch »Bernd« plötzlich nicht mehr zu ihr nach Rom: Der
»General« hätte es verboten. Anschlie-ßend übernahm eine Kurierin ihre auf Film dokumentierten Unterlagen. 1978, als sie wieder im BMVg war, übergab »Bernd« die Quelle »Rose« an »Dr Peter«; der war angeblich für den »Nordischen Koordinierungsstab« tätig. Doch nach all den enttäuschenden Beziehungen mit wechselnden Männern hatte sie vom Sex die Nase voll und beschränkte sich mit ihm bis zur Wende in der DDR auf »eine normale dienstliche Beziehung«.
Das Verratsmaterial lieferte sie fast 30 Jahre lang in der vagen Hoffnung, doch noch einmal ihren »Verlobten Kai« wiederzusehen und mit ihm den Lebensabend zu beschließen. Wiedergesehen hat sie ihn jetzt - im Gerichtssaal. Als Zeuge bestätigte er alle Angaben seiner früheren »Quelle« und auch, daß es damals durchaus »Sympathie auf Gegenseitigkeit« war Er und der falsche Priester entschuldigten sich dafür, daß »Rose« jetzt ihretwegen auf der Anklagebank sitzt, nachdem sie bereits rund zwei Monate in Untersuchungshaft saß und ihre Arbeit verlor. Margaretes Schwester Marianne ging es nicht besser; 1991 wurde auch sie als Agentin des falschen »dänischen Nachrichtendienstes« enttarnt.
Zum Aktionspaket
Linken, unabhängigen Journalismus stärken!
Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.
Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.