Wunden an der Seele

Peter Lilienthal zum 75. Geburtstag

Nur ein Film Peter Lilienthals, »David«, für den er 1979 den Goldenen Bären der Berlinale gewann, war in Deutschland angesiedelt. Er erzählt nach den Erinnerungen von Joel König die Geschichte eines jungen Juden im »Dritten Reich«, der sich nach Israel retten kann. »David« inszeniert nicht die Grausamkeiten der Judenverfolgung, sondern zeigt die Wunden an den Körpern und Seelen der Menschen, er war und ist ein ungewöhnlicher Beitrag für die deutsche Auseinandersetzung mit dem Holocaust. Lilienthal war in den siebziger und achtziger Jahren einer der großen Regisseure des deutschen Films. Er blieb dennoch, trotz zahlreicher Festivalpreise und Auszeichnungen, eher eine Figur am Rande. Die Besonderheit seiner Arbeit, die ihn vom Mainstream unterscheidet, auch dem des Jungen deutschen Films etwa von Fassbinder oder Herzog, liegt in der Ästhetik seiner Filme, die sich aller sensationellen und melodramatischen Elemente enthalten. »Vom Schrecken des Holocaust bis hin zu den schändlichen Militärdiktaturen im Lateinamerika der siebziger und achtziger Jahre«, so der Schriftsteller Antonio Skármeta, Drehbuchautor seiner Filme über Chile und Nicaragua, im Jahr 2001, »verstand es Lilienthal stets, in seinen Werken die Aufmerksamkeit auf die Verletzung von Menschenrechten zu richten, ohne dass er in die Klischees des pathetischen und kommerziellen Films verfallen wäre.« Der Regisseur, der am 27. November 75 Jahre alt wird, wurde 1929 in Berlin in einer jüdischen Familie geboren, die 1939 nach Montevideo emigrieren konnte. Er studierte dort, in Paris und Westberlin. Zu seine großen Filmen gehören »La Victoria« (1973), »Es herrscht Ruhe im Land« (1975) und »Der Aufstand« (1979), »Dear Mr. Wonderful« (1980), »Das Schweigen des Dichters« (1985) und »Ang...

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