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  • Politik
  • Zum Tod von Helmut Bausch

»Ich habe gegeben, was ich hatte«

  • Bernd Mansel
  • Lesedauer: 3 Min.

He mut Bausch

Foto: Privat

Am 2. Dezember ist Helmut Bausch gestorben. Ein qualvoll langes Sterben ist zu Ende gegangen. Er wurde 75 Jahre alt. Auf der Linken in der alten Bundesrepublik gehörte er über lange Zeit zu den prägenden Persönlichkeiten. Immer voller Ideen und Tatendrang. Für Bausch war es deshalb besonders schwer, über Jahre hinweg zu spüren, daß er immer weniger davon verfolgen kann. Sein Gesundheitszustand ließ es nicht zu.

Helmut Bausch war lange Zeit Kopf und Seele der Deutschen Volkszeitung, jener leicht altmodisch daherkommenden linken Wochenzeitung, in der kommunistische Widerstandskämpfer, linke Schöngeister, Turnschuh-68er sich auseinandersetzten und zusammenrauften und vor allem ein Blatt machten, das sich

bis heute sehen lassen kann. Aber vielleicht ist das nur Nostalgie.

Helmut Bausch entstammte dem roten schwäbischen Milieu. Vater und Großvater waren Sozialdemokraten und mußten dafür büßen. Sein Vater wurde als Lokomotivführer von der königlich-württembergischen Staatseisenbahn gefeuert. Helmut Bausch sollte es besser haben, wurde in seiner Heimatstadt Ulm aufs

Gymnasium geschickt. Über Kontakte mit der Bündischen Jugend kam er zur HJ, seine Technikbegeisterung brachte ihn in die Fliegerei, er wurde Pilot bei der Wehrmacht. Erst das Ende des Nationalsozialismus, das er als Befreiung zu begreifen lernen mußte, führte ihn schließlich zurück in die linke Tradition seiner Familie. Er trat in die KPD ein und später in den Bund der Deutschen (BdD), einer neutralistisch orientierten Partei, deren Vorsitzender der frühere Reichskanzler Joseph Wirth war 1953 war er an den Verhandlungen für die gemeinsame Kandidatur des BdD mit der Gesamtdeutschen Volkspartei (GVP) zur Bundestagswahl beteiligt. Wem das alles nichts sagt: Auf Seiten der GVP verhandelten Gustav Heinemann und Diether Posser. Und im Troß des späteren Bundespräsidenten übten zwei junge Männer Politik. Erhard Eppler der eine, Johannes Rau der andere.

Helmut Bausch war Zeitungsmensch und Politiker. Die.. Bewegung gegen die atomare Bewaffnung der Bundeswehr, Solidarität mit Chile, Solidarität mit der portugiesischen Nelkenrevolution, Kampagne gegen die Neutronenbombe, Krefelder Appell gegen die Nachrüstung - in der Chronik bundesdeutscher Opposition taucht er immer wieder auf. Er mischte sich ein, weil er spürte, es gibt Dinge,

die man um des menschlichen Anstands willen tun muß und die politisch etwas bewegen, und er hat gemacht.

Der Führungsstil Helmut Bauschs als Chefredakteur und das Personal, das er um sich versammelt hatte, waren den Geldgebern der DVZ gelegentlich ein Dorn im Auge. Er habe störrische Geister um sich versammelt, wurde er einmal ermahnt. Er hat die Drohung wohl verstanden, sie aber als Kompliment interpretiert. Und er war immer stolz darauf, diese Querköpfe eingebunden zu haben und deren Kreativität in die Zeitung zu kanalisieren.

Die störrischen Geister, die Helmut Bausch angezogen hat, sind längst über die Republik verstreut. Gelegentliche Telefonate, zufällige Treffen sichern losen Kontakt. Was verbindet. In unserer politischen Sozialisation spielt Helmut Bausch eine große Rolle. Und als Mensch. Der Satz Pablo Nerudas mag sein Leben beschreiben: »Ich habe gegeben, was ich hatte.«

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