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»Merkt euch den Namen Hirschfeld«

  • Lesedauer: 3 Min.

Über Dr Mahnke las ich im »Spiegel« vom 29 Dezember 1949, daß er Referent eines Professors und SS-Standartenführers, Dr rer pol. Franz Six, gewesen sei, dem ein Agent namens Walter Hirschfeld übel mitgespielt habe. Der hatte nämlich im Januar 1946 dafür gesorgt, daß Six und Mahnke festgenommen werden konnten. Der »Spiegek-Artikel glich mit seiner Überschrift »Merkt euch den Namen Hirschfeld« einem Fahndungsaufruf. Er zeigt die gleiche Handschrift wie ein halbes Jahr später die Kaffee-Serie. Von Hirschfeld wird nicht nur die »Blutwarze auf der Knollnase« beschrieben, die Adresse von Hirschfelds »Feudalwohnung« ist unverfehlbar benannt. »Hirschgasse Nr 16 (3mal läuten)«. Die Telefonnummer (Hdlbg. 5833) zur persönlichen Aussprache zwischen den »Spiegek-Lesern und dem Denunzianten anständiger SS-Führer wurde sorgfältig vermerkt, ebenso wie die Autonummer AW 66-4443 seines »uralten 2-Liter-Adler«.

Über die Tätigkeit von Six selbst dagegen kein aufklärendes Wort, obwohl das Nachrichtenmagazin im Jahr zuvor dreimal aus dem Nürnberger Einsatzgruppen-Prozeß berichtet hatte, in dem auch Six zu zwanzig Jahren Zuchthaus verurteilt worden war

Der Professor für Zeitungswissenschaften, bei dem sich Mahnke nach Kriegsbeginn mit dem Thema »Die freimaurerische Presse in Deutschland. Struktur und Geschichte« seinen Doktor-Titel geholt hatte, brachte bald darauf seinen Hochschul-Assistenten mit in Reinhard Heydrichs Reichssicherheitshauptamt. SS-Standartenführer Professor Dr Franz Alfred Six übernahm das Amt VI »Weltanschauliche Forschung und Auswertung« und sein Assistent, der damalige SS-Untersturmführer Dr Horst Mahnke, dort das Referat VII B3 Marxismus. 1941 zogen der Professor und sein Assistent zwecks Anwendung ihrer Erkenntnisse in den Krieg. Six wurde Leiter einer mobilen Mordtruppe, des Voraus-

kommandos Moskau der Einsatzgruppe B, dem Tausende von Männern, Frauen und Kindern zum Opfer fielen. Immer dabei, jetzt nicht mehr als Six-Assistent, sondern als Six-Adjutant, der spätere »Spiegek-Ressortleiter Horst Mahnke.

Als ich dies im Mai 1992 in der Monatszeitschrift »konkret« publiziert hatte, verweigerten Chefredaktion und Herausgeber des »Spiegel« anfragenden Journalisten jegliche Auskunft. Vor wenigen Wochen nun, im November, veröffentlichte Hersch Fischler in der Zürcher »Weltwoche« und anschließend in der Berliner Wochenzeitung »Freitag« einen Beitrag, wie Rudolf Augstein dem SS-Hauptsturmführer Dr Zirpins »zum gegenseitigen Nutzen dabei half, seine Vergangenheit als Goldräuber großen Stils in Lodz zu vertuschen und nach 1951 wieder eine wichtige Rolle in der deutschen Kriminalpolizei zu spielen«. Nämlich als Leiter des Landespolizeiamtes Hannover, wo auch »Der Spiegel« anfangs seinen Redaktionssitz hatte.

Und nun, zum Jahresende 1996, veröffentlichte die Berliner »Tageszeitung« (taz) einen umfangreichen Auszug aus einer Studie des Medienwissenschaftlers Lutz Hachmeister über Franz Alfred Six, die die Ergebnisse meiner »Spiegel«-Erkundungen von 1992 bestätigt und noch über sie hinausgeht. Dort kann man auch lesen, daß der Goebbels-Adjutant Wilfred van Oven in den fünfziger Jahren als Südamerikakorrespondent für den »Spiegel« tätig war - ich erlebte ihn in den achtziger Jahren als Parteiredner der rechtsextremistischen Deutschen Volksunion.

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