In Kisch's »Tretmühle«
Zehn Jahre später hatten sich die Sechstagerennen als Berliner Ereignis der »goldenen Zwanziger« etabliert. Egon Erwin Kisch schrieb seine berühmt gewordene Reportage »Elliptische Tretmühle« über das 10. Berliner Sechstagerennen: »Zum zehnten Male, Jubiläum also, wütet im Sportpalast in der Potsdamer Straße das Sechstagerennen... Von morgens bis mitternachts ist das Haus voll, und von mitternachts bis morgens ist der Betrieb noch toller... Im Innenraum sind zwei Bars mit Jazzbands, ein Glas Champagner kostet dreitausend Papiermark, eine Flasche zwanzigtausend Papiermark. Nackte Damen in Abendtoilette sitzen da, Verbrecher im Berufsanzug (Frack und Ballschuhe), Chauffeure, Neger, Ausländer, Offiziere und Juden. Man stiftet Preise. Wenn der Spurt vorbei ist, verwendet man die Aufmerksamkeit nicht mehr auf die Kurve, sondern auf die Nachbarin, die auch eine bildet.«
Es wird Zeit, zum Sechstagerennen in der neuen Halle an der Landsberger Allee,. zu kommen, die man unter den Fundamenten der alten Winterbahn zu bauen
begann, als Phantasten und Geldrauswerfer im Senat behaupteten, Berlin hätte eine Chance, die Olympischen Spiele des Jahres 2000 zu bekommen. Noch heute sind die Untersuchungen bekanntlich nicht abgeschlossen. Es war nach offiziellen Bekundungen das 86. Berliner Sechstagerennen, aber diese Zahl ist höchst umstritten.
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