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Brief an Bisky: Ich trete aus

  • Lesedauer: 2 Min.

Werter Genosse Bisky, in großer Sorge um den weiteren demokratischen Weg der PDS möchte ich Dir folgende Gedanken mitteilen:

Am 1.2.1990 bin ich in die damalige SED-PDS eingetreten. Voller Optimismus und persönlicher Überzeugung war ich der Annahme, endlich eine demokratische linke Partei gefunden zu haben, in der man sich politisch heimisch fühlen konnte. Ich kann mich erinnern, daß damals noch viele junge Genossinnen und Genossen anwesend waren, die politisch den Neuanfang mit begannen.

Mit viel Ehrgeiz und Hoffnung haben wir uns den bevorstehenden Aufgaben in der neuen Partei und in den kommunalen Parlamenten gewidmet (Mitgl. des Kreisv u. Vors. der PDS-Stadtfraktion von 1990 bis 1994).

Bedauerlicherweise mußte ich jedoch des öfteren feststellen, daß immer mehr junge Mitglieder unserer Partei aus unterschiedlichen persönlichen bzw politischen Gründen die Partei verlassen ha-

ben. Bei vielen ehemaligen Mitgliedern waren die politischen Motive des Austritts die zum Teil unaufrichtige Vergangenheitsbewältigung unserer Partei.

Im Jahre 1992 gab es einen Beschluß, welcher festlegte, daß alle Mitglieder des Bundesvorstandes, welche für die Staatssicherheit gearbeitet haben, dies offenzulegen haben. Mit Bedauern mußte ich in den vergangenen Jahren miterleben, daß sich einige Genossinnen und Genossen nicht an diesen Beschluß hielten (Genosse Brie). Des weiteren ist es für mich unverständlich, daß dies auch noch mit Wissen des damaligen Vorsitzenden geschehen konnte. Somit ist es für mich ein unerträglicher Zustand, daß in den vergangenen Tagen schon wieder ein IM beim Bundesvorstand entdeckt wurde (Genosse Harnisch).

Da ich persönliche negative Erfahrungen mit der Stasi gemacht habe, kann ich es nicht mehr mit meinem Gewissen verantworten, weiter Mitglied dieser Partei zu sein (1968 aus dem Sperrgebiet zwangsausgesiedelt und Parteiausschluß).

Dieter Rönnebeck 99817 Eisenach

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