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Stutenmilch aus Königsland

Jugenddorf Wolfstein gibt Behinderten Lebenshilfe Von Wolfgang Weiß

  • Lesedauer: 3 Min.

Ein kleiner Stand in der Halle von Rheinland-Pfalz lenkte auf der jüngsten Grünen Woche in Berlin die Aufmerksamkeit zahlreicher Besucher auf sich. »Stutenmilch - Lebenskraft aus der Natur« und »Biocura - ein Schluck Natur pur« hieß es da auf Werbetafeln. Die Milch sei reich an Vitaminen, Mineralstoffen, Spurenelementen, Enzymen. Aus ihr werde auch eine sehr erfolgreiche Bio-Kosmetik-Serie zur Behandlung und Pflege der Haut jeden Alters gewonnen.

Das Naturprodukt mit den vielen Eigenschaften stammt aus dem Pfälzer Bergland. Hier, in unmittelbarer Nähe des mittelalterlichen Städtchens Wolfstein, wurde vor gut sechs Jahren das Kurgestüt Königsland als Einrichtung des Christlichen Jugenddorfwerkes Deutschlands (CJD) gegründet. Heute weiden über 50 Milchstuten (Haflinger) auf 150 Hektar ökologisch genutzter Grünfläche. Gepflegt und betreut werden die Tiere fast ausschließlich von behinderten Jugendlichen. Die jungen Menschen, oft mit psychischen Problemen, erhalten hier, rund 20 Kilometer nördlich von Kaiserslautern, eine berufsorientierte Ausbildung mit sozialpädagogischer Betreuung, deren Ziel im weitesten Sinne darin be-

steht, Hilfe zum Leben zu geben, zu lernen, auf eigenen Füßen zu stehen.

Das Kurgestüt ist Teil des 1972 gegründeten CJD Wolfstein, das sich im Laufe der Jahre zu einem Berufsbildungszentrum mit rund 20 Ausbildungsberufen entwickelt hat. Die Besonderheit des CJD Wolfstein besteht zum einen in seiner dezentralen Lage - das Dorf erstreckt sich über acht Gemeinden, die bis zu 30 Kilometer voneinander entfernt sind -, und zum anderen in seinen vielfältigen Ausbildungsbereichen. Es betreibt zwei Gestüte, Rinder-, Schweinezucht, Landwirtschaft auf 400 Hektar, Weinbau sowie ein Ausbildungshotel. Die Zielgruppe, die in Partnerschaft mit Jugendämtern, Arbeitsämtern und Sozialämtern ausgesucht wird, besteht in mehrfach beeinträchtigten (z. B. verhaltensauffälligen, lernbeeinträchtigten, suchtgefährdeten) jungen Menschen, die Hilfe zur Erziehung benötigen. Wolfstein hat sich dabei hohe Ziele gesteckt. Die hier Aufgenommenen sollen in ihrer Persönlichkeitsentwicklung gefördert, in die Familien reintegriert oder zu einem selbständigen Leben befähigt werden. Dazu gehört eine berufliche Zukunftsperspektive, die unter anderem durch einen Schulabschluß, einen Kammerabschluß oder den Erwerb von Teilqualifikationen erreicht werden soll.

Die jungen Menschen, die in Wohn-

gruppen, sozialtherapeutischen Kleingruppen oder im Einzelwohnen außerhalb des CJD untergebracht sind, werden entsprechend der Wohnform sozialpädagogisch betreut, jedoch nicht rund um die Uhr Bei besonders schwierigen Fällen (fortgesetzte Begehung von Straftaten, Suchtmittelmißbrauch, hohe Aggressivität, starke Beziehungsstöiumgen, ausgeprägtes Fluchtverhalten) gibt es in Wolfstein auch eine intensive sozialpädagogische Einzelbetreuung. Im Bereich »Beschütztes Arbeiten und Wohnen« wird jungen Menschen, die so schwer behindert sind, daß sie In der Regel nicht auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt vermittelt werden können, eine Chance als Mitarbeiter des CJD Wolfstein mit leistungsbezogenem Lohn und Krankenversicherung gegeben. Diese Stellen gibt es vor allem in der Landwirtschaft.

Das Motto »Keiner darf verloren gehen« wird in den Jugenddörfern ernst genommen. Durch Konzentration auf die »Werte und Inhalte christlichen Glaubens« will man den Jugendlichen Halt und Sicherheit geben. Darüber hinaus aber, so Arno Haak vom CJD Wolfstein, spielt die »Erziehung zur Demokratie, zum Mitgestalten und Mitverantworten« eine wichtige Rolle. Das 1947 von Pastor Arnold Dannenmann gegründete Jugenddorfwerk sei eine offene Einrichtung, die allen eine Chance gebe, unabhängig von konfessioneller Bindung.

Übrigens: Das CJD ist an über 150 Standorten im gesamten Bundesgebiet vertreten, darunter an rund 40 in den neuen Bundesländern. Informationen erteilt: Christliches Jugenddorfwerk Deutschlands e. V., Abt. Öffentlichkeitsarbeit, Teckstr. 23, 73061 Ebersbach/ Fils, Tel.. 07163/93 00, Fax: 07163/93 02 80.

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