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Dressuren ohne Stock und Peitsche

Leuzingers »Tierschule« lädt zum Unterricht ins Hoppegartener Winterquartier Von Heidi Diehl

  • Lesedauer: 2 Min.

Leuzinger tollt ohne Angst und Stock mit seinen Tigern herum

Foto: privat

»Niemals würde eine Raubkatze freiwillig durch einen brennenden Reifen springen, und ein Elefant legt sich nur zum Sterben nieder Aber im Zirkus führt man den Zuschauern solche widernatürlichen Dinge vor Nur unter Zwang kann man ein Tier dazu bringen, so etwas zu tun.« Erich Leuzinger, der berühmte Schweizer Tigerdompteur, kann sich gar nicht genug darüber erregen, was der Mensch den Tieren alles antut. Für ihn, der seit über 40 Jahren Tiger dressiert, sind Peitsche und Stock tabu. Nur, was das Tier auch in freier Wildbahn machen würde, stellt er zu Zirkusnummern zusammen. Statt mit Druckmitteln dressiert er mit Fleischstückchen. Wenn ein Tiger beispielsweise lernen soll, über einen Balken zu balancieren, legt Leuzinger die Lekkerbissen in Abständen auf den Balken, der Tiger läuft darüber, weil er das Fleisch will. Irgendwann funktioniert das auch ohne Fleisch, nur Geduld muß der Mensch mitbringen.

Seit einer Woche kann man Leuzingers Dressurmethoden miterleben. Im Winterquartier der Circus Union Berlin in Dahlwitz-Hoppegarten hat er eine »Tierschule« eröffnet. Leuzinger führt täglich 11 und 15 Uhr die Tiger vor, zeigt, wie sie lernen. Andere Dompteure demonstrieren, wie man Elefanten, Zebras oder Pferde dressiert. Dabei handelt es sich um Tiere des ehemaligen DDR-Staatszir-

kus, die ohne diese Auftritte »rosten« würden, wie Leuzinger es nennt.

Mit seiner »Tierschule« will der Dompteur mehr, als nur Dressuren zeigen. Er will über die Tiere im weitesten Sinne informieren und den Blick der Besucher für ihren Schutz weiten. Gemeinsam mit einer Pädagogin hat er ein Konzept für eine Unterrichtsstunde der besonderen Art für Grundschüler entwickelt. Am Beispiel der sibirischen Tiger erhalten die Kinder Informationen über den Lebensraum der vom Aussterben bedrohten Tie- ?

re. Naturschutzfragen werden erörtert, natürliche Verhaltensweisen am lebenden Objekt vorgeführt, die Kinder haben die Möglichkeit, all ihre Fragen zu dem bedrohten Raubtier loszuwerden. Ein derartiger Unterricht dürfte wohl einmalig sein, bis Anfang November haben Schülklassen dazu in Hoppegarten Gelegenheit.

Auch über die Osterfeiertage sind die vierbeinigen Schüler auf viele Besucher vorbereitet. Neben jenen, die den Gästen zeigen, was sie alles freiwillig gelernt haben, gibt es ein Lama, Schafe, Waschbären, Grüne Meerkatzen, Vögel, Hühner, Gänse, Enten, einige Stubentiger und einen Brillenkaiman.

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