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Von Manfred Radioff

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Die DSR-Senator-Lines gibt den Standort Rostock auf. Wie verlautet, paßt die Niederlassung nicht mehr in das Konzept des südkoreanischen Mehrheitseigners Hanjin Shipping. Für die Reste des einstigen VEB Deutsche Seereederei sehen Beobachter einen Tod auf Raten voraus.

DSR-Senator war 1994 durch die Zusammenführung der Linienschiffahrts-Aktivitäten und der zum Bremer Vulkan gehörenden Senator-Lines entstanden. Angesichts von Verlusten in zweistelliger Millionenhöhe suchten die Manager nach einem finanzkräftigen Partner. Fündig wurden sie schließlich bei der größten Reederei Südkoreas, die bereits im Rahmen einer Schiffahrtsallianz mit im Boot saß. Hanjin Shipping mit seinem Anteil von 74,9 Prozent an DSR-Senator entschied jetzt, Bremen als Hauptsitz und einzigen Standort der Reederei in Europa zu nutzen. Fachleute rechneten bereits zum Zeitpunkt der Übernahme durch die Südkoreaner mit dem Ende des Standorts Rostock. Hier waren regionale Dienste wie Ladungsbeschaffung. Buchung, Hafendurchlauf, Operating und Kostenabrechnung verblieben. Die Rostocker Betriebsratsvorsitzende Heide Berling zeigt Unverständnis darüber, daß der Rostokker Standort abgewickelt wird, obwohl vor allem in Bremen Verluste eingefahren würden. So gehen nun 146 Jobs den Bach hinunter. Lediglich 42 Beschäftigte sollen die Gelegenheit erhalten, nach Bremen zu wechseln. Seit September 1996 - so

DSR-Senator-Sprecher Karl-Heinz Sager - seien bei der Reederei insgesamt von damals 720 Arbeitsplätzen bereits 70 »eingespart« worden.

Der frühere VEB Deutsche Seereederei wurde 1990 in eine GmbH umgewandelt, unter Führung der Treuhandanstalt restrukturiert und danach privatisiert. 10 000 der einst 13 000 Mitarbeiter erhielten ihre Papiere, und die Flotte mit ihrem Bestand von 164 Einheiten verringerten die Eigner um 100 angeblich unwirtschaftliche Seefahrzeuge. Im Mai 1993 übernahmen die Hamburger Kaufleute Horst Rahe und Nikolaus W. Schües das Rostocker Unternehmen, das den Status eines Konzerns mit Holdingstruktur erhielt.

Nach dem Aus für die DSR-Senator-Niederlassung sind in Rostock im Schifffahrtsbereich noch die Konzerntöchter Reederei F. Laeisz GmbH in der Trampschiffahrt (Einsatz auf unterschiedlichen Relationen) und die Euroseabridge GmbH (Fährgeschäft) präsent.

Seit längerer Zeit bereits setzen die Eigner der Deutschen Seereederei auf sogenannte schiffahrtsfremde Geschäftsfelder in den Bereichen Tourismus, Dienstleistungen und Immobilien. Sie sollen - wie es in einer Publikation heißt -»Marktschwankungen im Schiffahrtsbereich abfedern«. Doch gibt es offenbar auch dabei Probleme. So wurde jetzt das stolze Clubschiff »Aida« aus dem Eigentum der Seereederei Touristik GmbH entlassen und an die norwegische Reederei NCLfür 180 Millionen DM verkauft. Die Rostocker Reederei-Tochter wird das »Musikschiff« vorerst aber noch im Charterdienst vermarkten.

Mit Erfolg versucht sich der Schifffahrtskonzern nun als Hotelier. So weht auf dem »Neptun« und dem Strandhotel »Hübner« in Warnemünde die Reedereiflagge. Daneben betreibt die Holding unter Regie ihrer Hotelbetriebsgesellschaft »Arkona Hotels« weitere Herbergen in Wismar, Eisenach, Stralsund und Potsdam. Weitere Hotelbauten werden in Rostock und Osnabrück hochgezogen.

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