»Pferdewurst-Rassismus« in der Provinz

Wie Kneipenwirte im niedersächsischen Stade unerwünschte Gäste abservierten Von Torsten Borchers

Wer einen aufmerksamen Blick in die Gaststätten-Fenster der Stadt Stade (Niedersachsen) warf, konnte bis vor kurzem den Eindruck gewinnen, daß Pferdewurst bei Einheimischen und Touristen eine beliebte Speise ist.

Seit Jahren hingen Pferdewurst-Schilder in den Kneipenfenstern, häufig waren es gezeichnete Pferdeköpfe. Was nur wenige wußten oder wissen wollten: Das Pferd ist für die Volksgruppe der Sinti und Roma, die in der Bevölkerung bis heute »Zigeuner« genannt werden, ein heiliges Tier - ähnlich wie bei

den Indern die Kuh. Die Stammesgesetze verbieten ihnen, Lokale aufzusuchen, in denen Pferdefleisch serviert wird.

Diesen Umstand machten sich Stader Gastwirte zunutze, um die ungeliebte Kundschaft fernzuhalten. Wenn es nur darum gegangen wäre, die Wurst zu verkaufen, hätte ein Hinweis in der Speisekarte genügt. Die Schilder mit Pferdekopf sollten aber auch jene Sinti verstehen, die nicht lesen können.

Ein Gastronom erzählt: Andere Gas...


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