• Politik
  • Gerhart Hauptmanns »Weber« in Frank Castorfs Version an der Berliner Volksbühne

Zur Lage der Nation

  • Gerhard Ebert
  • Lesedauer: ca. 3.0 Min.

Neulich beim Zappen durch die Fernseh-Ödnis stieß ich auf Frank Castorf, der just erklärte, er sei ein »apolitischer Mensch«. Schlauberger dieser! Zur Feier des fünften Jahres seiner erfolgreichen Intendanz an der Berliner Volksbühne hat er sich Gerhart Hauptmanns »Weber« hergenommen und dessen Figuren für ein brisantes Polit-Spektakel benutzt, wie es Erwin Piscator kaum besser hätte hinkriegen können.

Der Dichter hatte sich seinerzeit gegen den Vorwurf zu verteidigen, er habe mit seinem Drama eine »sozialdemokratische Parteischrift« verfaßt, und beteuert, ihm sei es lediglich um einen Mitleidsappell an die Besitzenden gegangen. Castorf appelliert an niemanden. Illusionslos will er aufklären, gut verhüllte soziale Zusammenhänge und Mechanismen aufdecken. Dazu wuchtet er, gewitzt und gewieft wie je, mit Hauptmanns Spielmaterial das ganze derzeitige Dilemma deutscher Marktwirtschaft auf die Bühne. Das reicht für rund drei Stunden extraor...


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